Hartnäckig mag nicht das erste Wort sein, das einem zu "Almost Lover" von A Fine Frenzy einfällt. Aber vielleicht ist es doch das treffendste: Über ein halbes Jahr hielt sich die Ballade über eine Urlaubsliebe 2008 in den Charts, zweimal schaffte sie den Wiedereinstieg. Und dann folgte ... nichts. Obwohl ihr Debüt "One Cell In The Sea" von der Kritik in höchsten Tönen gelobt wurde, ließ eine zweite Auskopplung auf sich warten. Ein schlechtes Zeichen? Ganz im Gegenteil: Der Rotschopf scheint einfach so vor Kreativität zu sprudeln, dass sie statt einer zweiten Single gleich ein neues Album herausbringt: "Bomb In A Birdcage". ~ Annekatrin Liebisch (teleschau) aufklappen »
Allein mit der Wahl des Titels sorgt Alison Sudol für große Augen: Recht martialisch mutet dieser an, vor allem, da die sanften, melancholischen Klänge ihres Top-Ten-Hits noch irgendwo im Gehörgang umherschwirren. Zwar entpuppt sich die Bombe im Vogelkäfig bereits in einer Zeile des Openers "What I Wouldn't Do" als beruhigend harmlos, dennoch bleibt der Überraschungseffekt aufseiten der Amerikanerin: Ohne viel Federlesen begrüßt A Fine Frenzy den Hörer mit unbeschwert dahingezupftem Folk statt mit nachdenklichem Piano-Pop. Pfeifen und Klatschen inklusive.
Da staunt der Fachmann, und auch der Laie kommt so schnell nicht aus dem Wundern wieder heraus: Im beschwingten "Electric Twist" fordert die 24-Jährige nicht nur mit einer frechen Bass-Linie heraus, nein, sie beginnt regelrecht zu jauchzen. Dann wieder flattert die klare Stimme des Singvogels mit Leichtigkeit selbst durch Koloraturen, die sie im charmant-quietschigen "Blow Away" andeutet.
Ausgerechnet "Happier" heißt die erste - und noch dazu unglaublich schöne - Ballade des Albums, die den ruhigeren zweiten Teil der Platte einläutet. Mit feinen, melancholischen Pop-Perlen wie "Swan Song" oder "Elements" wiegt Sudol ihr Publikum in Sicherheit, um mit "Stood Up" plötzlich doch noch mal den Vogel abzuschießen: Vor verschwommenen Gitarrenklängen baut sich die zarte Sängerin auf, um mit verzerrter Stimme Zeilen zu singen, die vor Kraft nur so strotzen. Einen goldenen Käfig kann dieses Vögelchen eindeutig nicht gebrauchen. Aber gegen goldene Schallplatten hat es sicher nichts einzuwenden.