"Accept the Boss" - Dieses nette Wortspiel fand anlässlich der Veröffentlichung des letzten Albums von U.D.O., der Band von Ex-Accept-Sänger Udo Dirkschneider, in Anzeigen und Biografien Verwendung. Es gibt nur einen wahren Accept-Sänger, das müssen auch die deutschen Heavy-Metal-Veteranen akzeptieren, so der Unterton. Was nicht heißt, dass Accept einzig mit ihrem legendären Frontmann akzeptiert werden müssen. Der erste Versuch mit neuem Sänger fand Ende der Achtziger statt und scheiterte nach kurzer Zeit, jetzt folgt mit "Blood Of The Nations" der nächste Anlauf. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Und diesmal stehen die Zeichen auf Sturm. Bereits im Vorfeld wurde die Werbetrommel kräftig gerührt. Aufwärmkonzerte fanden statt, in 16 Ländern, vor über 450.000 Menschen, unter anderem auf Festivals und als Vorband von AC/DC, begleitet von 150 Interviews. Zusätzlich spielte der Heavy-Metal-Legende der Zufall in die Hand, als ein Fan durch die Verwendung des Namens seiner Lieblingsband ein Twitter-Leck entdeckte und somit für weltweite Aufregung sorgte.
Der letzte Countdown-Clou: Ein News-Marathon, 24 Stunden vor Erscheinen des Albums gibt es auf der Accept-Homepage Interessantes am laufenden Band. Darunter ein Interview, in welchem das Zitat auftaucht: "Wir waren uns darüber bewusst, dass wir die Accept-Magie der Achtziger wieder einfangen wollten." Es kommt aus dem Mund des neuen Mannes. Mark Tornillo heißt er und ist einigen wenigen als Sänger von T.T. Quick bekannt. Die brennende Frage: Klingt er wie Udo? Ja. Aber nur, wenn er will. Man nehme seinen prominenten Vorgänger, mische räudiges Flair dazu, gieße etwas Jon-Oliva-Dramatik darüber und lasse ihm freie Bahn. Seine Leistung braucht sich nicht zu verstecken.
Er alleine jedoch kann der Accept-Geschichte kein wertvolles Kapitel hinzufügen. "Blood Of The Nations" startet durch, kurz darauf ist der Hörer platt. Nicht, weil er darüber staunt, dass die Herren ihre Songs mit Namen wie "Teutonic Terror" oder "Beat The Bastards" schmücken, sondern weil das Gehörte - im Gegensatz zu den einstigen Versuchen mit David Reece - einen tatsächlich wie angekündigt in selige Zeiten katapultiert. Mit "Kill The Pain" gibt es einen ungewohnten, ruhigen Beitrag, ansonsten regieren die Marschgefährten von damals: diese Chöre, diese Riffs, dieser in Akkorde und scharfe Soli gegossene Stahl. Alles vorhanden. Und mit Andy Sneap (Megadeth, Exodus) saß ein alter Fan im Produktionsstuhl. Er rundet das wohl bedeutendste Metal-Comeback des Jahres ab. Accept the Band.