Freedom

Das ewige Rumreiten auf seiner Gangster-Biografie war irgendwann schließlich auch ausgelutscht. Mal von der Tatsache abgesehen, dass kürzlich berechtigte Zweifel an seiner Geschichte von einer Verurteilung als Autodieb aufgetaucht sind. Und man sich fragen darf, wozu ein smoother R&B-Künstler eine - womöglich konstruierte - HipHop-Street-Credibility vorweisen muss.

Aber sei's drum. Wenn Akon in einem Song auf "Freedom" den "Troublemaker" mimt, müssen sich höchstens tanz- und auch sonst willige Frauen in Acht nehmen. Wirkliche Gefahr sieht anders aus. Eher muss sich der selbst ernannte Trendsetter selbst in Acht nehmen. Denn musikalisch haben ihn die Kollegen Usher und Kanye West schon rechts überholt. Mit der Single "Right Now (Na Na Na)" liegt er allerdings noch ziemlich weit vorne. So konsequent wie hier hat bislang wohl keiner der Protagonisten von US-R&B und HipHop mit europäischen Dance-Sounds gespielt. Die Synthie-Hookline hier klingt tatsächlich nach obskuren Club-Projekten wie Sylver oder Groove Coverage.

Ansonsten gilt: Die komplexeren Tanzschritte und mehr Schlag bei Frauen hat immer noch Usher, Kanye West die größeren Produzentenskills. Und dann ist da immer noch Akons Stimme. Sie ist wie gemacht für den vermeintlich revolutionären Diskotheken-Trash-Sound auf "Freedom". Das Zusammenspiel schrammt aber gerne mal haarscharf an der bloßen Kopie vorbei. Besser ist es da schon, wenn wie etwa bei "I'm So Paid" Lil Wayne und Young Jeezy etwas Südstaaten-Kante beisteuern. Oder wenn Akon bei "Sunny Day" zusammen mit Fugees-Kopf Wyclef den Club verlässt, die Beine mal ausstreckt und sich sonnigen Reggae auf den Kopf scheinen lässt. Leider lässt er es sich hier aber nicht nehmen, Ghetto-Klischees hervorzuholen.

Und so ist es egal, von welcher Seite man das Phänomen Akon auch betrachtet - so richtig Sinn macht das in seiner Gesamtheit alles nicht. Irgendwann wird er sich entscheiden müssen: Gentleman oder Gangster? Trendsetter oder Tanzbodenhitlieferant? "Freedom" ist diesbezüglich noch unentschlossen.