Sie laufen noch immer regelmäßig im Radio, seine Klassiker aus den 70er-Jahren. Obwohl Evergreens wie "Year Of The Cat", "Time Passages" und das in Deutschland immer noch überaus populäre "On The Border" jeder Enddreißiger mitpfeifen kann, veröffentlicht Al Stewart unter bescheidener Wahrnehmung der Öffentlichkeit in regelmäßigen Abständen hochwertige Songwriter-Alben. ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
So kommt nach drei Jahren mit "Sparks Of Ancient Light" das mittlerweile 17. Studiowerk des Schotten heraus, das ganz in der Tradition seiner früheren Werke steht. Al Stewart hat sich nie um aktuelle Trends und Moden gekümmert. Seine in den Texten einfließende filigrane Poesie, die meist in einem eigens für das Album definierten historischen Kontext steht, findet mit dem orchestral arrangierten klassischen Folk einen starken Kompagnon. Gemeinsam lassen sie die Musik des altgedienten Barden solide wie ein Fels in der Brandung erscheinen.
Freilich kommen die neuen Kompositionen nicht an die Durchschlagskraft oben genannter Dauerbrenner heran, doch das hat der inzwischen 63-Jährige auch gar nicht mehr nötig. Seine epischen Ausflüge in die britische Geschichte werden lakonisch mit dem Alltag auf der Insel vermengt. Die opulente Backing-Band vertont des Altmeisters Ideen mit Würde. Stewart hat die Zügel in der Hand, keine Frage, doch lässt er seinen Mitstreitern viel Raum für Interpretationen.
Gemächlich wird unter Mithilfe von Piano und Bläsern vom "Lord Salisbury" erzählt, in "(A Child's View Of) The Eisenhower Years" wird die Teenagerzeit des Poeten beleuchtet. Ganz im damaligen Sinne der Hörgewohnheiten wirft die Gitarre ein Twangy-Laid-Back-Solo in den Raum und bildet somit die Vorhut für die gepflegten Jazz-Standards in "The Ear Of The Night". Jeder der zwölf Songs präsentiert seine eigene Aura, lädt ein zum ungezwungenen Zuhören. Immer wieder blitzt die Brillanz Stewarts auf, wie beim umwerfenden Keyboard-Solo im rührseligen "Football Hero" oder dem schelmischen Gitarrenstreich in "Elvis At The Wheel", das allen gängigen Hörgewohnheiten die goldene Krone aufsetzt und dabei schelmisch mit dem Auge zwinkert. Im Ringelreihen geht es, den Walzer zelebrierend, mit "Like William McKinley" in das große Finale - die Mundharmonika bläst in den Wind und begleitet den großen Storyteller hinein in den schönsten Sonnenuntergang, den der kommende Herbst zu bieten hat.