Irgendwie ist Victoria Beckham an allem Schuld: Hätte sie Anfang der 2000er drei, vier Platten mehr verkauft, wäre Telstar Records möglicherweise nicht pleitegegangen. Dann nämlich hätte sich vielleicht das im Vereinten Königreich durchaus erfolgreiche R&B-Trio Mis-Teeq nicht 2005 getrennt. Das wiederum hätte Alesha Dixon die schmerzliche Erfahrung erspart, ein Jahr darauf ein halb fertiges Soloalbum wegen erfolgloser Auskopplungen komplett eingestampft zu sehen. Und sie wäre wohl nicht auf die Idee gekommen, die Trackliste ihres nun erscheinenden Debüts "The Alesha Show" mit lieblosen Popsongs aufzustocken. ~ Annekatrin Liebisch (teleschau) aufklappen »
Schier endlos zieht sich die überproduzierte Ballade "Breathe Slow" hin, mit der Alesha Dixon im Januar Platz drei der noch stark Eierpunsch-beeinflussten britischen Charts eroberte. Dass ihr das nach der ersten Solo-Bauchlandung noch gelingen würde, war nicht unbedingt absehbar. Doch mit der TV-Show "Strictly Come Dancing" tanzte sich die Sängerin zurück ins Bewusstsein ihrer Landsleute und legte mit dem flotten Mambo-Stück "The Boy Does Nothing" gleich die passende Comeback-Single nach.
Auf einen bestimmten Stil lässt sich die 30-Jährige zwar nach wie vor nicht festnageln, ihre Garage-Phase, die den R&B von Mis-Teeq prägte, scheint allerdings vorbei zu sein: Nur bei "Hand It Over" blitzt die latente Aggressivität in ihrer Stimme auf, die früheren Hits wie "All I Want" oder "Scandalous" das gewisse Etwas verlieh. Auch Miss Dixons Talent für rasanten Sprechgesang kommt so gut wie gar nicht zur Geltung.
Klar, die Abkehr von alten Pfaden muss nicht automatisch auf dem Holzweg enden. Doch statt die Richtung einzuschlagen, die die vielversprechende Old-School-Soulnummer "Chasing Ghosts" andeutet, wandte sich Alesha Dixon lieber austauschbaren Popsongs zu, die wohl selbst Victoria Beckham zu langweilig gewesen wären.