Die Umstände ihres Unfalltodes bleiben bis zum heutigen Tage ungeklärt und bieten immer noch Anlass für zahlreiche Spekulationen. Sicher ist nur, dass Doris Treitz - besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Alexandra - am 31. Juli 1969 auf dem Weg nach Sylt mit ihrem weißen Mercedes-Coupe auf einer Kreuzung von einem Lastzug erfasst und mitgeschleift wurde und kurz darauf an den Folgen des Unfalls im Krankenhaus starb. Doch es ist nicht allein ihr früher Tod mit 27 Jahren, der die Sängerin zur Legende machte, wie eine neue CD-plus-DVD-Kompilation namens "Die Stimme der Sehnsucht" einmal mehr eindrucksvoll deutlich macht. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Dass die Sängerin schon zu Lebzeiten eine Ausnahmeerscheinung darstellte, hatte schließlich vor allem einen Grund: ihre Stimme. Mit ihrem - in jeder Hinsicht - tiefen, rauchig-melancholisch bis traurigen Gesang stach Alexandra aus der allgemeinen Schlager-Tralala-Masse der 60er-Jahre heraus. Als Erster erkannte Produzent Fred Weyrich die Möglichkeiten, die diese außergewöhnliche Stimme bot: Er nahm die Sängerin unter Vertrag und platzierte sie mit meistens stark osteuropäisch-folkloristisch gefärbten Schlagern in einer bis dahin nicht besetzten Marktnische.
"Zigeunerjunge" wurde ihr erster Hit, "Sehnsucht (Das Lied der Taiga)", "Schwarze Balalaika", "Klingt Musik am Kaukasus", "Ich liebe dich (ja lubljú tebjá)" folgten. Inzwischen ist es allerdings ein offenes Geheimnis, dass die Sängerin sich in diese Schlagernische gedrängt fühlte, sich als auch als Komponistin gerne anderen Genres ausprobiert hätte. Und auch die vorliegende Kompilation zeigt, dass die besten der hier versammelten 25 Songs diejenigen sind, die mehr oder weniger dieses enge Schlager-Korsett verlassen. "Illusionen", von Alexandra gemeinsam mit Udo Jürgens geschrieben, und "Was ist das Ziel?" etwa sind Chansons in bester französischer Tradition. Und die von ihr selbst verfasste Mahnung "Mein Freund der Baum" ist nicht nur einer ihrer größten Hits, sondern darf tatsächlich als eines der wenigen politisch-engagierten, deutschsprachigen Songdokumente der 60er-Jahre verstanden werden.
Einen weiteren Beweis für die damalige Popularität der Künstlerin liefert die der Kompilation beigefügte DVD: Dort enthalten ist die 1969 vom späteren ZDF-"Hitparade"-Regisseur Truck Branss gedrehte, 34-minütige TV-Dokumentation "Portrait in Musik". Dort performt Alexandra ihre Songs vor unterschiedlichen Kulissen - am Strand von Rio, im Theater, im Wald - und kommentiert die einzelnen Stpcke. Und sie strahlt dabei jederzeit eine wehmütige Sehnsucht und Leidenschaft aus, die bis heute in der deutschsprachigen Popmusik unerreicht bleibt.