Nach der fünften Platte "So Divided" von 2006 war für die Band aus Texas der Wendepunkt erreicht. Bei den Musikern war nicht alles grün und auch mit dem großen Plattenlabel gab es Streit. Bereinigt kehren sie aber nun mit "The Century Of Self" zurück zu alten Tugenden. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Um es klar zu sagen, "So Divided" war sicher kein schlechtes Album. Aber es fehlte die brachiale Genialität der Kritikerlieblinge "Source Tags & Codes" oder "Worlds Apart", die sperriges Gitarrenfeuer mit harmoniesüchtigen Orchestralparts auf sehr clevere Weise zusammenführten. Nach gründlicher Klärung der internen Verwicklungen, der Vorab-EP "Festival Thyme" und dem Wechsel vom Major-Label Universal zum eigenen Label Richter Scale Records in den USA beziehungsweise Superball Music in Deutschland ist auch der großmäulige Sound der Band um Conrad Keely und Jason Reece wie frisch durchgelüftet.
Schon der Opener "Giants Causeway" macht klar, worum es gehen soll. Nach leisen Klavierakkorden bricht eine symphonische Gitarrenwand hervor, die sich in mehrstimmig ausstaffiertem Progrock auflöst und dann (wie fast alle Songs) beinahe atemlos in den klassischen Rocker "Far Pavillions" übergeht.
Vielleicht ist "The Century Of Self" das sperrigste und gleichzeitig das eingängigste Machwerk von Keely und Konsorten. Scheinbar endlose Soundwände lösen sich in klar strukturierte Melodien auf, komplexes Orchestergehabe mit Gitarren, Klavier, Bläsern und dutzenden versteckten Extra-Instrumenten findet immer wieder Beruhigung in kleinen, deutlich leiseren Klangpassagen. Das vermittelt wieder den klassischen Aufbau früherer Werke und definiert den eigensinnigen Bombast von Trail Of Dead gleichzeitig neu. Songs wie "Isis Unveiled" erinnern deutlich an altes Material, während im Mittelteil des 13-Song-Machwerks mit "Bells of Creation" (war auch auf der EP) und ganz besonders beim hektisch-hymnischen "Fields of Coal" der Pop-Anspruch der Band so unverhohlen durchbricht wie sonst vielleicht nur bei "The Rest Will Follow" vom bereits genannten Vorläufer "Worlds Apart".
Da gibt es nichts zu meckern, Trail Of Dead liefern eine Platte nach dem Geschmack der Zuhörer ab, die gleichermaßen Brutalität, Melodien und eine gute Portion Eigensinnigkeit in ein muskelbepacktes Soundgerüst gießt. Oder um es kurz zu machen: Trail Of Dead sind wieder zurück.