Eine verfremdete Spieluhr tuckert vor sich hin, sanfte "Huhu"-Chöre" setzen ein, kurz darauf noch ein einfacher, melodischer Basslauf: In den ersten Takten von "Draw The Stars", dem Opener von Andreya Trianas Debüt "Lost Where I Belong", scheint die Sache klar zu sein. Hier muss es sich um gewohnt leicht frickelige, vorsichtig experimentelle Jazz-Elektronica-Kost aus dem renommierten Hause Ninja Tune (Coldcut, Amon Tobin, Jaga Jazzist) handeln. Doch dann setzt die junge Londonerin zum Gesang an. Und haut den Hörer förmlich um. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
"Stellen sie sich Lauryn Hill vor - aber mit viel mehr Ernsthaftigkeit": Die britische Presse überschlug sich bereits mit Lobeshymnen auf die soulige Stimme von Andreya Triana. Zu Recht. Denn sie besitzt nicht nur ein beeindruckendes Klangvolumen, ihr facettenreicher Gesang klingt mal beiläufig, mal konzentriert, dann wieder tief beseelt. Zudem verfügt ihre Stimme in den besten Pop-Momenten gar über eine samtene Qualität, wie sie vielleicht sonst nur Sade in den 80er-Jahren saß.
Was Triana im Endeffekt aber von eigentlich allen Vergleichen befreit, sind die ausgeklügelten Downbeat-Sounds, die ihre Stimme tragen. Aber auch die eher an Jazz-Improvisationen denn an Pop-Strukturen geschulten Songs, für die die Londonerin selbst verantwortlich zeichnet. Mit dem fast nur zur Akustikgitarre vorgetragenen "X" würde sie sogar als Folk-Songwriterin durchgehen, mit Ausnahme des sanft über Funk-Bläser stolpernden "Up In Fire" dürfte kein Song zum Charthit gereichen. Dafür ist "Lost Where I Belong" ein hervorragender Beweis dafür, dass moderner Soul nicht nur Unterhaltungsmusik sein muss, sondern auch Tiefe und Komplexität haben kann. Und dafür dass die Ninja-Tune-Macher (Labelkollege Simon Green aka Bonobo produzierte das Album) mal wieder ein feines Händchen bewiesen haben.