"The People Or The Gun" - auf welcher Seite stehen Sie? Was für eine Frage. Aber bitte nicht empört reagieren. Anti-Flag haken nach. Es kann auch mit Geld geschossen werden. Oder mit Intoleranz. Oder mit Ignoranz. Jawohl, es braucht sie noch, die Politpunker aus Pittsburgh, denen die Munition nicht ausgeht, wenn es dem guten Zweck namens Menschlichkeit dient. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Bush ist weg und mit ihm die Personifizierung des Bösen, die auch Justin Sane, Chris Head, Chris #2 und Pat Thetic so gerne beschossen haben. Was nicht heißt, dass alles Böse verschwunden ist. Es gibt die Finanzkrise und ihre andauernden Nachwehen, es gibt Kriege und Ungerechtigkeit. Auch das Major-Label ist weg und mit ihm die Notwendigkeit zur Rechtfertigung. Die Zeiten des Starproduzenten und der Spielereien sind vorbei. "The People Or The Gun" wurde im eigenen Studio aufgenommen und erscheint bei SideOneDummy. Der Integritätsakku ist aufgeladen.
Also noch einmal: "The People Or The Gun"? Zur Pistole wird nur gegriffen, um Feindbilder ins Visier zu nehmen: "Sodom, Gomorrah, Washington D.C.", in der Reihenfolge. Punk zum Abgehen. Ohne langes Nachdenken. Klare Worte im Opener. Ebenso unzweideutig: "The Economy Is Suffering... Let It Die". Auch die Plattenindustrie kriegt ihr Fett ab, sogar in Reimform: "You only sing so phones can ring". Ja, bitte, wer ist da? Ach, die Billy Talent- und Green Day-Masse. Klar, kommt rüber. Hier wird Revolution gelehrt. Nur aufstehen muss man selbst. "We're the ones we've been waiting for", lautet das Motto. Wobei in "We Are The One" auch genügend "Whooos" bereitgestellt werden, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
Denn während das soziale Engagement die Hauptbaustelle bildet, gehört die Gute-Laune-Säule ebenso zu den Grundfesten des Punkrocks. In "The Gre(a)t Depression" wird den Missständen eine vergnügte Gitarrenmelodie zwischen die Füße geworfen, die hierzu eingeladenen Gäste stammen unter anderem von Rise Against und Alexisonfire. "The People Or The Gun"? Wir sind angekommen. Es geht um Menschen. Um jeden Einzelnen. Protest mit Party, Optimismus trotz Dunkelheit dort draußen. Anti-Flag haben die Mischung getroffen und seit "The Terror State" nicht mehr so überzeugend gepoltert wie hier. "This is the first night of the rest of our lives." Mach was draus. Und hab Spaß dabei. Kein schlechtes Motto.