Sicher: Einst gaben die Finnen von Apocalyptica dem Nischenprodukt Metal Schützenhilfe, indem sie dessen bedrohlich tosenden Sound mit dem der klassischen Musik, namentlich mit drei Cellos, verwoben. Längst beschränkt sich die Band aus dem hohen Norden aber nicht mehr auf Coverversionen von Metal-Klassikern. Seit einigen Jahren und vor allem mit ihrem letzten Album "Worlds Collide" näherte sich das Quartett dem Mainstream an. Um sich jetzt - sehr finnisch - mit "7th Symphony" ziemlich konsequent zu verweigern. ~ Claudia Nitsche (teleschau) aufklappen »
Obgleich die Herren um den großen blonden Bandgründer Eicca Toppinen für Instrumentalmusik stehen, gehören ins Repertoire von Apocalyptica mittlerweile 18 Songs, die ein Gastsänger prägt. Mit zunehmender Popularität der Finnen stellten sie prominente Stimmen wie Till Lindemann von Rammstein oder Sandra Nasic von den Guano Apes an ihre Mikrofone. Diesmal prägt Bush-Frontmann Gavin Rossdale die poppigste der vier Gesangsnummern, "End Of Me" dürfte ein vorzeigbarer Single-Hit werden. Der im Zweifel sogar zum gegenseitigen Bewerben taugt, denn auch die Alternative-Rocker veröffentlichen bald ein Comeback-Album.
Nach dem Erfolg des Albums "Worlds Collide" hätte es niemanden verwundert, wenn "7th Symphony" geschmeidig glatt gebügelt geglänzt hätte. Doch dazu ist Toppinen wohl zu sehr Finne. Anpassung ist albern - das könnte über der Produktion stehen. Etliche der Lieder blasen so kraftvoll übers Meer, dass sowohl geneigte Hörer wie auch Fans der ersten Stunde begeistert sein werden. Die Stimmung ändert sich verlässlich. Die klassisch ausgebildeten Cellisten wollen Inferno und Verletzlichkeit, wagen sich an Grenzen.
Schon in den Neunzigern gaben sie sich nach ihrem Erfolg "Apocalyptica Plays Metallica By Four Cellos" nicht damit zufrieden, harte Bands zu covern, sie wollten mehr, eigene Songs komponieren, auch Sänger finden, wenn es das Lied verlangt. Auf diesem Weg gehen sie weiter, wohl wissend, dass ein schillernder Gast wie Nina Hagen oder Hims Ville Valo bessere Geschäfte verspricht. Doch Apocalyptica setzen lieber auf Dramatik, auf episch ausufernde Songs, die - abgesehen von der Rossdale-Single - eher wenig kommerziell klingen.
Apocalyptica auf Deutschland-Tournee
21.10., Dresden, Schlachthof
23.10., Hamburg, Sporthalle
24.10., Berlin, Columbiahalle
28.10., Köln, E-Werk