Die Botschaft des Films wurde ja durchaus kontrovers diskutiert. Nach dem Motto: "Eigentlich geht es ja doch nur um's Geld, um 'Rupien! Rupien!', um die Liebe, gar nicht um die armen Kids, die nun wieder in den Slums leben und nichts vom Film hatten ...". Trotz oder auch gerade deswegen sahnte der britisch-indische Film "Slumdog Millionaire" von Regisseur Danny Boyle gewaltige acht Oscars ab. Gleich zwei davon gab für die Musik von A. R. Rahman. ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Der Komponist diverser Bollywood-Scores ist eine Legende, konnte bereits in der Vergangenheit zahlreiche Preise einheimsen. Und für den vorliegenden Soundtrack erntete er neben zwei Oscars auch den Golden Globe, den britischen BAFTA für die beste Filmmusik und den besten Filmsong (gemeinsam mit Gulzar "Jai Ho"). Erstaunlich ist: Obwohl die Oscar-Jury, wenn es ums Musik-Prämieren geht, gerne zu schmachtfetzigem Einheitsbrei mit Sozioromantik greift, wurde diesmal ein bisschen anders entschieden. Denn nicht nur die Lieder des renommierten indischen Soundtrackgiganten sind Ohrwürmer von höchster Hitkompatibilität und haben dennoch Ecken und Kanten. Auch der extrem moderne, hiphoppig bis technoid aufbereitete Sound der instrumentalen Tracks ist brillant bis ungewöhnlich für einen Score.
So wurde für das kraftvolle Rock-Rap-Klanggemälde "O... Saya" und den munteren HipHop-Track "Paper Planes" die britisch-tamilische Rapperin / Sängerin M.I.A. gebucht. "Ringa Ringa" mit Alka Yagnik & Ila Arun könnten von Prince produziert sein, "Gasta Blues" von den Neptunes und "Liquid Dance" arbeitet mit jener brachialen Rockaffinität, die auch Hans Zimmer in "Black Hawk Down" verwendete. "Jai Ho", der Schlusssong für die Tanzsequenz, der letztlich den Oscar für den besten Filmsong bekam, ist trotz des treibenden Rhythmus wegen der banalen Melodie eines der schwächeren Lieder.
Interludes wie "Riots" bestechen dann aber wieder durch die exakte Schnittstelle zwischen arty Soundgebilde aus dem technoiden Kraftwerkkasten und indischen Tablas und Sitars, ebenso wie der Fluchttrack "Mausam & Escape" oder "Millionaire". Hin und wieder ist dann doch noch der in Bollywood wiehernde Kitschgaul mit Rahman durchgegangen, aber selbst die Sülzorgien meistert er ohne große Peinlichkeit. "Latika's Theme" beispielsweise, "Dreams On Fire" mit Suzzanne oder "Aaj Ki Raat" mit Sonu Nigam, Mahalaxmi Lyer & Alisha Chinoi. Ob der Soundtrack wirklich oscarreif ist, oder ob er nur deshalb ausgezeichnet wurde, weil nichts Besseres da war, muss der Hörer selbst entscheiden.