Wenn da am Ende eine Computerstimme vom "Neon Bible"-Programm erzählt und eine Telefonnummer hinterlässt, unter der man sich Informationen besorgen kann und ein Sprecher etwas von "I'll Guide You" verspricht, wenn die Kamera die Band in meditativer Pose zeigt, einfach nur auf dem kargen Boden liegend, dann ist schnell vergessen, was einen anfangs enttäuscht. "Miroir Noir" ist eine reduzierte Angelegenheit. Keine Extras, keine Auswahlmöglichkeiten, was den Sound angeht. "Miroir Noir" als reinen Konzertmitschnitt zu bezeichnen, wäre allerdings ebenso falsch. Ja, was ist's dann? ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Da ist zum Beispiel die Sache mit den Farben. Arcade Fire verzichten auf eine möglichst realitätsnahe Abbildung der Licht- und Tonverhältnisse, die an jenem Abend herrschten, sondern veredeln alles mit einer extremen Sepia-Schlagseite. Muss man mögen, passt aber natürlich gut zum eklektischen "Black Mirror", das die DVD einläutet. Was folgt, sind grobkörnige Bilder einer Autostraße bei Nacht, unterlegt von erneuten Audiofetzen und Glockengeläute. Danach Soundcheck- und Stimmsituationen, sattes Rauschen und die Infragestellung des eigenen Sinnes.
Vincent Morisett, der schon den Clip zu "Neon Bible" inszenierte, zeigte auch für diese gut 70-minütige Dokumentation verantwortlich. Obwohl die Dynamik einer Arcade-Fire-Live-Show durchaus eine DVD getragen hätte, wählt er oben erwähnte Collage. Manchmal, etwa beim Video zu "Intervention" ist das etwas anstrengend, an anderer Stelle dagegen spitze: Dass etwa der in einem Aufzug mitgeschnittene Vortrag von Neon Bible" endlich jenseits von Youtube erhältlich ist, dürfte für Fans eine Nachricht sein. Höhepunkt ist indes doch ein Live-Mitschnitt: "No Cars Go", diese ultrafrenetische Superhymne. Übrigens gehen Arcade Fire, was den Vertrieb angeht, völlig neue Wege: Unter www.miroir-noir.com ist die DVD auch als digitaler Download in verschiedenen Qualitätsstufen erhältlich.