Eddie Argos stand vermutlich in verwaschenen Socken im Studio, als er seine Texte sang. Der Art-Brut-Sänger, der auf Konzerten oft schon nach dem ersten Song die Schuhe zur Seite kickt, klingt, als hätte er es bei den Aufnahmen zu "Art Brut vs. Satan" bequem gehabt. Die (Wahl-)Londoner - zwei Deutsche bedienen Bass und Schlagzeug - haben sich für ihr neues Album knapp zwei Jahre Zeit gelassen, um es dann binnen 14 Tagen einzuspielen. Geht man davon aus, dass die Band ihr bestes Album bereits mit dem Debüt abgeliefert hat, ist man geneigt, nicht allzu viel zu erwarten. Und tatsächlich hat "Art Brut vs. Satan" zunächst teuflische Anlaufschwierigkeiten, bevor es doch noch zu einem spielfreudigem Sieg nach Punkten wird. ~ Alexandra Petrusch (teleschau) aufklappen »
Der Teufel, nein, der steckte bisher nicht im Detail. Nicht in der mangelnden Perfektion, der dumpfen Basslinien, den verzerrten Gitarren. Er steckte in den Studiowänden selbst. Selbige sahen Art Brut 2005 erstmals von innen und spielten ihren Erstling "Bang, Bang, Rock'n'Roll" noch enthusiastisch ein. Doch hatte man die Band um Sänger Eddie Argos einmal live gesehen war klar: Diese cleveren Punker gehören auf die Bühne. Album Nummer zwei "It's A Bit Complicated" enthielt viele live erprobte Stücke, dementsprechend ermüdet reagierte das Publikum.
Jetzt stellten sich Art Brut dem inneren Schweinehund und gingen wieder ins Studio. Mit Ex-Pixies-Frontmann Frank Black als Produzenten hatten sie quasi auch einen Roadie im Rücken. Er ließ das Quintett die Setlist runterrocken und verzichtete auf Frickeleien und Feinschliff. Schade nur, dass er dabei die schwächsten Songs gleich an den Anfang des Albums platzierte. Der Opener, zugleich die erste Single, "Alcoholics Unanimous" ist überraschend unspektakulär.
Es dauert eine Weile, bis Black und der altbekannte Charme seiner naiven Lebensweisheiten und augenzwinkernden Popkultur-Betrachtungen wieder erwachen. Dann ist auch die Band wieder ganz da und beweist, dass sie auf ihren unzähligen Tourneen nicht an Spielfreude verloren hat. Es sind die Live-Momente des Albums, die hängen bleiben: Wenn Eddie Argos ins grandiose "The Replacements" lacht oder ihm in "Summer Job" wie zufällig ein "laissez-faire" über die Lippen kommt. Schöner als in "Mysterious Bruises" schließlich, dem letzten Song, könnten die Gitarren ein Konzert nicht ausklingen lassen. Obendrein singt Argos Zeilen, die den Hörer kaum unbefriedigter zurücklassen könnten: "It is not the happiest ending, but it's the best that I've got", beteuert der womöglich längst barfüßige Sänger. Und man glaubt es ihm.