Punkara

Bereits seit ihrem dritten Album "Community Music" bewegten sich die vier Briten mit multikulturellem Background stark Richtung Alternative und Rock und ließen - seit der Gitarrist Chandrasonic zum Projekt dazu stieß - immer wieder die Rockgitarren röhren und den Punk rasen. Dazu gesellten sich über das Fundament aus Dub auch Banghra-Beats, Ska, Jungle, arabische Harmonik und Breakbeats bis hin zum Funk.

Übersteuerte Sounds schrauben die Stimmung bis zum Siedepunkt, eine Art wahnwitzige, kraftvolle und elektrisch geladene Stimmung macht sich breit - kein Wunder, bei dem politisch-biografischen Background der Band. 1993 organisierte der Bassist Aniruddha Das (Dr. Das) für die Organisation "Community Music" verschiedene Workshops für meist asiatische Kids, in denen er ihnen die Segnungen der modernen Digitaltechnik erklärte, und die Möglichkeit, auch ohne viel Geld oder großes Studio selbst Musik zu machen. Mit einem seiner Schüler, dem damals 15-jährigen Rapper Deeder Zaman (Master D) und dem Sozialarbeiter DJ Pandit gründete er daraufhin die ADF. Der Anspruch der Band war ausdrücklich politisch. Aber auch musikalisch brauchten sich die ADF nicht zu verstecken.

"Punkara" scheint nun auch die logische Weiterentwicklung ihres Sounds zu sein, auch wenn das Album nicht allzu stark ausbricht. Diesmal werden Banghra-Sounds noch stärker mit Proto-Punk vermengt, zwei Stile, die, wie Chandrasonic findet, sich gar nicht unähnlich sind. Iggy Pop darf in der Paradenummer "No Fun" jene zwei Stile mit seinem Gesang zusammenschmieden. Aber nicht nur Punk und Banghra sind die Komponenten des Sounds. Immer noch im guten Mix zwischen lauten, schnellen und rockigeren Stücken und deeperen Dub-Tracks mit lässiger Gangart dürfen sogar ambiente Parts ("Bride Of Punkara") Platz nehmen. "Speed Of Light" beispielsweise bemüht keine Lichtgeschwindigkeit, sondern indische Sängerinnen und Streicherloops, hingegen schrammelt sich die Band auf "Ease Up Cesar" durch Ska-Strukturen und erinnert dank der feinen Melodie und des engagierten Gesangs fast schon an Sting. Der brandneue Sänger Al Rumjen von King Prawn macht seinen Job hervorragend, und dass ADF insgesamt mehr analog-rockig und weniger technoid-dance-orientiert arbeiten, tut ihrem Gesamtbild recht gut.