"Du steckst in der Scheiße wie ein schwuler Schwanz": B-Tight macht schon im Opener seines wenig subtil betitelten "Goldständers" klar, dass er seine Prioritäten nach wie vor im gewohnten Sektor setzt. Wo Label-Flagschiff Sido zuletzt durchaus Subtilität und Wortwitz zeigte, geht's bei B-Tight vornehmlich um seine Hautfarbe, primäre Geschlechtsorgane und Artverwandtes. Dass im Verlauf der Platte Frauenarzt ein paar Lines droppen darf, verwundert nicht, dass die Platte sehr massiv produziert wurde, ebenso wenig. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Musikalisch ist das schon ein ganz schönes Brett: Irgendwo zwischen massivem Neuzeit-R'n'B und dickem Elektrorock findet "Goldständer" statt, und erledigt diese Aufgabe wirklich mit Bravour, nachzuhören etwa in "Partytime". "Atzenmusik", sagt B-Tight selbst dazu, und fügt die Kernbeschäftigungen hinzu: "Spritzen, saufen, sniffen, rauchen, tanzen, pogen, schwitzen, Drogen."
Das Problem: Ansonsten passiert bei B-Tight so gar nichts. Wenn die Plattenfirma das ganze als Nonkonformismus bezeichnet, mag das bis zu einem gewissen Punkt stimmen. Immerhin stieß sich sogar der Musikerzusammenschluss Brothers Keepers an seinen Texten, warf B-Tight vor, bereitwillig rassistische und sexistische Klischees und Vorurteile zu bedienen. Hört man Stücke wie "Egoist", kommt noch maßlose Selbstüberschätzung dazu. Nun gehört die im HipHop bekanntermaßen mit zum Spiel. Doch wo etwa Kool Savas oder auch Sido sie zumindest stellenweise ironisch brechen, ist bei B-Tight alles Gepolter. Und das ist einfach viel zu wenig, um eine Platte zu tragen, so schön die Beats auch sein mögen.