Wo führt sie hin, die "Lonely Avenue"? Betrachtet man das Cover des Ben-Folds-Albums, für das der britische Autor Nick Hornby ("High Fidelity") sämtliche Texte beisteuerte, ist die Antwort eine einfache: zum Flughafen. Eigenartig, denn eigentlich sind die Songs auf dieser Platte Heimatlieder. Stücke über ein Amerika, das Hornby vermutlich ganz gut kennt, aber noch einmal mit der Lupe vergrößert, bis seine einzelnen Bestandteile sichtbar werden. Eine Vorgehensweise, die man von Folds selbst kennt, was erklären mag, warum "Lonely Avenue" eine schöne, aber überraschungsarme Klavier-Rock-Platte ist. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Die Themen sind uramerikanische. Er singt über Musiker, die an ihrem einzigen Hit hängen, an dem Song, der in den 60er-Jahren wohl Keimzelle vieler romantischer Begegnungen war, aber eben auch die Geschichte einer großen Liebe erzählt (schön: "Belinda"). Er singt aber auch über Sarah Palins Albtraum-Verwandtschaft ("Levi Johnston's Blues"). Es geht um das Leben als Künstler ("A Working Day") und Computer-Sicherheit, vor allem die bekannte Sicherheits-Frage bei Facebook und Co. (angenehm gediegen wabernd: "Password"). Ansonsten bewegt sich der musikalische Rahmen meistens exakt im Rahmen der Erwartungen. Manchmal brechen zwar etwas zu bemüht hingerotzte Analog-Synthies heraus (eher anstrengend: "Saskia Hamilton"), es regiert aber die Art Musik, die man von Folds gewohnt ist. Zitatreicher Rock, der vor allem über das Klavier funktioniert und an die erinnert, die früher einmal groß waren, etwa Randy Newman oder Elton John. Wer das Coverfoto spannender findet als die Lieder, sollte übrigens auf die Deluxe-Edition zurückgreifen: Dann gibt's die CD in einem Buch, in dem neben vier exklusiv von Nick Hornby verfassten Kurzgeschichten auch noch mehr Bilder von Joel Meyerowitz zu finden sind, der auch den Flughafen auf dem CD-Cover fotografierte.