Das letzte Lebenszeichen von Outkast, der Soundtrack zum Film "Idlewild", ist auch schon wieder vier Jahre her, das letzte reguläre Studioalbum sogar sieben. Und Obacht, jetzt wird's kompliziert: Das 2003 veröffentlichte "Speakerboxx / The Love Below" war aber eigentlich auch schon eine Kopplung zweier Soloplatten. "The Love Below" bestand aus vornehmlich funky André-3000-Solotracks, "Speakerboxx" aus Big-Boi-Songs. Das etwas umständlich betitelte "Sir Luscious Left Foot - The Son Of Chico Dusty" ist also streng genommen das zweite Solo-Album des Rappers aus Atlanta. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Doch wo damals Big Bois Beitrag noch recht stringent im Southern-Rap stattfand, hat er jetzt quasi angebaut, erlaubt sämtliche Spielarten des Genres, aber auch einige mehr. So ist "Be Still" mit der wunderbaren Janelle Monáe eine gelungene Fast-Jazznummer, während sich etwa "General Patton" mit dicken Beats gewitzt, aber auch irrwitzig zwischen orchestralem Größenwahn und ebenso aggressiven wie Club-affinem Crunk bewegt.
Features gibt es in beinahe jedem Track, bemerkenswert ist die Bandbreite der Zusammenarbeiten: Da ist Monáes erwähnte Musikalität, Gucci Mane schiebt mit seinen Raps "Shine Blockas" recht nachdrücklich Richtung Mainstream, auch das von Lil Jon produzierte "Hustle Blood" könnte durchaus im Rap-Formatradio funktionieren. Auf der anderen Seite findet sich das von André 3000 produzierte "You Ain't No DJ", in dem hübsch geklöppelte Percussions auf versponnene Vocal-Effekte treffen oder "The Train Pt. 2", in dem der junge Sam Chris Akzente setzt. Verblüffend, dass sich Bog Boi da nicht verzettelt, zumal auch die Produzenten von Track zu Track wechseln, allerdings zu großen Teilen aus dem Outkast-Umfeld stammen.
Und der Spaß? Ist da. Einmal in den bisweilen größenwahnsinnigen Arrangements, vor allem aber im wohl untypischsten Track des Albums. Das mag ein bisschen ungerecht klingen, ist aber nun einmal so. "Fo Yo Sorrows", der Track, auf dem P-Funk-Legende George Clinton gastiert, ist eine verpeilt anmutende Funk-Nummer über den Genuss bewusstseinserweiternder Substanzen, die sicher in so mancher Studenten-WG für ein breites Grinsen sorgen dürfte.