Wenn man Roger Cicero mit Peter Fox im Labor von Earth Wind & Fire und Hot Chocolate paaren würde, was käme dabei heraus? Big Gee! Deren Debüt-Album "Retrologie" scheint tatsächlich aus einem Klonlabor zu stammen, in dem Kultur-Kulturen der erfolgreichsten Bands in Trend-Petrischalen angezüchtet und destilliert wurden. Tja, aber es ist trotzdem gut! ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Was also haben uns die Chemical Brothers Greg, Marc und Pasquale so alles im brodelnden Retrolabor zuammengeköchelt? Funk! Deutsch! Und mehr! Erst einmal die Band "Stretch" in Reinform, denn deren One-Hit-Wonder-Song "Why Did You Do It" wurde gleich eins zu eins übernommen, allerdings mit neuem Text. Dann wäre da "Retro", das ein bisschen wie Peter Fox klingt, nur mit 40er-Jahre-Bigband dabei.
Auch "Braun wie James" knattert trotz des Klangvorbilds James Brown irgendwie am Fox-Spektrum entlang. Aber auch "Mein rechtes Bein steckt fest" könnte man ebenso vom "Godfather Of Soul" singen lassen - allerdings nicht mit einem so dämlichen Text! "Auf'm Weg" groovt lässiger, "Du bist frei" dürfte die von der Plattenfirma geforderte Radionummer sein und das fade "Rosen der Nacht" die Quotenballade. Aber die kommen ja erst am Schluss. Man kann vorher den Player abschalten.
Kennengelernt haben sich der charismatische Mikrofon-Sunnyboy und inzwischen renommierte Schauspieler Pasquale Aleardi und Tontechniker/Komponist Greg Zimmermann als Mitwirkende beim Tabaluga-Musical ... vielleicht sollte man das nicht erwähnen ... denn die Jungs sind wirklich gut! Saxofonist und Komponist Marc Leymann kam im Übrigen erst später dazu.
Selbstverständlich kann man nicht wirklich erwarten, dass bei so viel Musik noch intellektuelle Textfeuerwerke abgefackelt werden, aber das ist bei so viel guter Laune auch nicht unbedingt nötig. Aleardi und seine Kapelle ragen um Fernsehturmlängen über das Prädikat "Für einen Schauspieler ganz gut" hinaus, Big Gee ist Partyfunk pur, energiegeladen, humorvoll. Anhören - und nach Track zwölf einfach ausmachen.