Schnappschüsse, Aphorismen, sogar reiner Nonsens. Das sollten die Songs auf Bishop Allens drittem Album laut Aussage von Frontmann Justin Rice sein. Dieses Unterfangen ist der Indie-Rockpop-Band aus Boston hervorragend gelungen. "Grrr..." ist mit Abstand die charmanteste Ansammlung von Pop-Momentaufnahmen des noch jungen Musikjahres. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Aber, wohlgemerkt, das Album ist keine einfache Sammlung, wie es der Vorgänger "The Broken String" noch war, der aus überarbeiteten Songs von vier bereits zuvor veröffentlichten EPs bestand. Wo Bishop Allen dort ihren Sound in alle möglichen Richtungen ausfransen ließen, wirkt "Grrr..." nun wesentlich geschlossener. Und das nicht nur auf aufgrund der Tatsache, dass die 13 Songs zusammen nur 36 Minuten in Anspruch nehmen.
Auf "Grrr..." sind Bishop Allens Popminiaturen sogar so klein geraten, dass sie zunächst am Hörer unauffällig und nett vorbeihuschen. Denn das vielfältige Instrumentarium, das von Ukelele, Marimba, Bläsern, Klavier bis hin zu zart getupften Streichern reicht, sorgt für allseitigen Wohlklang, drängt sich niemals einzeln oder groß auf. Und dazu galoppieren, marschieren, tänzeln die ohrwurmigen Melodien und Hooks, kommen direkt auf den Punkt und sind kurz darauf schon wieder verschwunden.
Aber beim zweiten, spätestens jedoch dritten Durchlauf offenbart sich "Grrr..." dem grundsätzlich geneigten Hörer. Einen (Folk-)Rocker wie "South China Moon", bei dem am Ende sorgsam eingesetzte Noise-Gitarren auf Marimba-Klänge treffen, kriegen auch Wilco nicht besser hin. Ein rhythmisch mitreißendes, spielfreudiges Akustikpopstück mit Mariachi-Bläsern wie "True Or False" möchten sicherlich auch Calexico auf ihrem nächsten Album haben. Und das mit Shantychor versehene "Shanghaied" ist tatsächlich einfach nur - Nonsens.
Und klar, auf dem ersten Blick unterscheiden sich Bishop Allen mit ihren Folk-geschulten Indie-Rocksongs kaum von US-Kollegen wie Spoon, The Spinto Band oder The Little Ones. Während jene sich aber allzu gerne in Cleverness verzetteln, suchen Bishop Allen immer den direkten Weg zum Pop. Selbst wenn dabei wie auf "Grrr..." nur tolle Schnappschüsse, Aphorismen oder Nonsens dabei herauskommen.