Cover Your Heart/The Anvil Pants Odyssey

Aber junge Hörer werden wahrscheinlich viele Originale nicht kennen, und deshalb gnädiger mit dem Dargebotenen umgehen. Die Älteren müssen sich mit folgendem Sachverhalt anfreunden: Jello Biafras fieses Hardcore-Punk-Geschnoddere und Ministrys maschinell anmutende Rock-Infernos fanden in Lard die perfekte Symbiose. Borlands Interpretation von deren "Forkboy" wird genauso schnell gespielt, allerdings fehlt bei den Epigonen das wilde Tier, das diesen Song so einzigartig machte.

Dem berechnenden New Wave von Duran Durans "Hungry Like The Wolf" werden nur bräsige Keyboards und nervöse Drums entgegengebracht, während der Dampfwalzen-Goth der Sisters Of Mercy in "Lucretia My Reflection" eine umfassende Kastration erleiden muss. Dem sich fast selbst zerfleischenden Laut-Leise-Inferno von PJ Harveys legendärem 93er Durchbruchs-Longplayer "Rid Of Me" hat der selbst ernannte Kreativbolzen nur müdes Geriffe und eine drucklos polternde Backingband entgegenzusetzen. Auch der narzisstische Hochgeschwindkeits-Noise-Rock der seligen Jesus Lizard verkommt auf "Cover Your Heart" zu einem durchschnittlichen Post-Grunge-Lärm-Wettbewerb in Mamas alter Garage.

Irgendwie scheint es Borland mit seinem Weiterverwurstungs-Sammelsurium jedem recht machen zu wollen. Schön auf die Kacke hauen, aber bloß niemanden damit verschrecken! Dementsprechend erfahren Iggy and The Stooges ("Search & Destroy"), die Swans ("I Am The Sun") und einige andere altgediente Ikonen ein ähnlich belangloses Los.

Zu allem Überfluss enthält die zweite Hälfte von "Cover Your Heart" schließlich noch sieben instrumentale Left-Overs vom Vorgängeralbum "Cruel Melody". Das Übliche: B-Seiten-Geplänkel, komprimierte Sound-Clashes und virtuell hochgeschraubte Intermezzi. Immerhin wird die wirklich nur für Fans interessante CD von einer DVD begleitet, die eine nette Tour-Doku, ein noch netteres Videodreh-Making Of plus drei passable Musik-Videos enthält.