Da ist es nun also, das neue Blind Guardian Album und ehrlich gesagt hatte ich nicht allzu viel erwartet nachdem ich mir beide Demons and Wizards Album und die Savage Circus Veröffentlichung geholt habe. Demons and Wizards klang wie Blind Guardian auf Schlaftabletten (warum so viele Balladen???) und Savage Circus konnten das Rad auch nicht neu erfinden. Ja ich weiß, bei Savage Circus spielt nur der alter Blind Guardian Drummer, aber ich bekam bei beiden Bands das Gefühl nicht los, sie würden krampfhaft versuchen wie Blind Guardian zu klingen. Nun, aber zum eigentlich Glanzstück: "A Twist In The Myth". ~ metal-channel aufklappen »
Wenn mich etwas sofort von einer Scheibe überzeugt, dann ist es ein gelungener Opener und "This Will Never End" ist einfach mehr als gelungen. Dieser geniale, für Hansis Verhältnisse extrem hohe Schrei am Anfang lässt angenehme Gänsehaut entstehen und der Chor im Refrain verstärkt das ganze noch mal. Man merkt sofort, dass endlich wieder mehr Wert auf die Gitarren gelegt wurde und dieser ganze Bombast des letzten Outputs zurückgeschraubt wurde. ?Otherland? hat einen der schönsten Chöre, der Blind Guardian Discographie und ist ein relativ düsterer aber auf alle Fälle atmosphärischer Song. Weitaus fröhlicher kommt dann ?Turn The Page? daher und weiß von der ersten Note an zu überzeugen. Es sind wieder diese gewaltigen Chöre, wie ich sie bei Power- oder True Metal Bands hasse, die mich bei Blind Guardian aber vollends überzeugen. Großartiger Song wie ich ihn vielleicht von Edguy erwartet hätte. Nun zu ?Fly?, der ja vorab schon veröffentlicht und von den Fans kontrovers diskutiert wurde. Von zu hohen Vocals, viel zu moderner und Blind Guardian untypischer Gitarrenarbeit war die Rede, aber mal ganz ehrlich: der Song ist einfach nur ein absoluter Brecher. Ich mag ihn und das obwohl ich Fan das alten Materials bin. Als Fan von folkloristischer Musik freut es mich, dass es mit ?Carry The Blessed Home? ein Dudelsack auf die Scheibe geschafft hat. Auch wenn es sich bei diesem Song um keine Gänsehaut Powerballade handelt, gefällt er mir doch recht gut und die gelegentlichen Tempowechsel reißen einen definitiv mit. ?Another Stranger Me? ist ein genialer Rocksong geworden mit tollen Melodien und einem Hansi in Höchstform, auch wenn mich sein Flüstern an einigen Stellen des Songs irgendwie stört. Bei !Straight Through The Mirror! wird noch mal ordentlich das Gaspedal durchgetreten und bei "Lionheart" wieder zurückgenommen. Und ja auch die obligatorische Ballade gibt es und sie ist wirklich schön. "Skalds and Shadows" hat wieder dieses Mittelalter-Flair und einen sehr, sehr guten Text. Bei Balladen muss man da ja immer ein wenig vorsichtig sein, nicht zu kitschig zu werden, aber Hansi hat damit reichlich Erfahrung. "The Edge" ist dann wieder ein solider Rocker mit modernem Riffing, einem merkwürdigen Keyboard Part und einer Menge Druck. Und schon bin ich beim letzten Song angelangt: "The New Order". Interessantes Arrangement, leicht progressiv, wie vieles auf dieser Scheibe, aber eben nur leicht. Gutes, aber kein erstklassiges Ende. Da hätte ich mir mehr gewünscht.
Warum die Scheibe von vielen als zu progressiv abgestempelt wurde kann ich irgendwie nicht verstehen. Der Ottonormal Hörer wird sich jedenfalls nicht in zu vielen Experimenten verlieren und einprägsam sind die Songs dank der starken Chöre alle mal. Zum Sound kann ich nur so viel sagen, dass das mit Abstand der beste ist, den ich jemals von Hansi und seinen Jungs gehört habe. Knackiges Drumming, druckvolle Gitarren, ein Dudelsack (ja, ich mag Dudelsäcke!!!) und vor allem weniger Bombast und Keyboard machen den Sound sehr straight und metallisch. Was will man also mehr!? Los, kaufen!