Natürlich dürfte es für den ein oder anderen Gelegenheitskäufer ärgerlich sein, dass mit "One Way Or Another" einer der größten Hits, die Blondie während ihrer Laufbahn hatten, fehlt. Andererseits: In Großbritannien wurde der Song nie offiziell als Single veröffentlicht, sodass er streng genommen auf dieser Compilation nichts verloren gehabt hätte. Ansonsten schließt die Doppel-CD tatsächlich eine Lücke: Bisher waren die Tracks nur als Single-CD-Boxset erhältlich - zum deutlich höheren Preis. Was allerdings wünschenswert gewesen wäre: ein paar Informationen zu den einzelnen Tracks, vielleicht sogar so etwas wie richtige Liner Notes. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Denn gerade bei Blondie, Mitte der 70er-Jahre schließlich so etwas wie eine Schnittstelle zwischen Punk, New Wave und dem Pop-Mainstream, gäbe es einiges zu erzählen. Vor allem aber gäbe es auch zu Debbie Harry genügend Geschichten - sei es vom Werdegang, von ihren Anfängen mit der Girlgroup The Stilettos, sei es von ihrer Bekanntschaft zu Andy Warhol. Was klar sein dürfte: Debbie Harry war eine Ikone, die zumindest das optische Selbstverständnis der Punk-Szene nicht nur verkörperte, sondern auch prägte.
Die Doppel-CD fasst die Laufbahn der Band anhand ihrer Single-Veröffentlichungen zusammen, beschränkt sich dabei aber nicht nur auf die eigentlichen Songs, sondern enthält auch die B-Seiten und einige eher seltene Instrumental- oder Remix-Varianten. Selbstverständlich sind Stücke wie die Instrumental-Version von "Heart Of Glass" - die so instrumental gar nicht ist, Chris Stein summt immerhin Teile des Refrains - oder die etwas längere 12''-Version von "Call Me" eher für Fans interessant als für Otto Normalhörer. Andererseits bietet die Chronologie, die hier aufgezeigt wird, beste Möglichkeiten, Blondie zu verstehen und ihren Werdegang nachzuvollziehen, wo sie sich in doch recht kurzer Zeit von im Genre verhafteten Underground-Ikonen (immer noch grandios: "Rip Her To Shreds") zu durchaus massentauglichen Popstars wandeln konnten.
Dass der Erfolg sich gerade in ihrer Heimat USA spät einstellte und schon Anfang der 80er-Jahre wieder nachließ und dass das finale "Warchild" nicht einmal mehr die Top 20 der Hitparaden erreichte, sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Kurz nach der Veröffentlichung jener Single löste sich die Band folgerichtig auf - erst 17 Jahre später erschien mit "Maria" wieder eine Single, die gleichzeitig einen 2.0-Abschnitt für die Band einläutete, der hier nicht mehr berücksichtigt wird.