Die ausführliche Beschäftigung mit der Musik der Band Bone Thugs 'N Harmony ist dann doch ein arger Trip in die Vergangenheit. Denn die Zeiten, in denen die HipHop-Formation, die Anfang der 90er-Jahre Cleveland, Ohio, Richtung Los Angeles verließ, wirklich viele Platten absetzte, liegt doch eine Weile zurück. HipHop hat sich weiterentwickelt, und der irgendwo zwischen G-Funk, Ragga und Gangsterrap liegende Mix der Amerikaner wirkt heute überholt. So hinterlässt auch "Uni5 - Prequel: The Untold Story" eher ein müdes Achselzucken - und das, obwohl mit einem Feature von Kanye West immerhin eine Brücke zu kontemporärem Rap geschlagen wurde. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Und: "Breakdown" wird von niemand anderem als Mariah Carey veredelt, auch Kelly Rowland, Chamillionaire und will.i.am sind zu hören - am Ende gibt's in "Bone Thugs" sogar ein Notorious-B.I.G-Feature. Dass all das wenig stringent klingt, liegt in der Natur des Formates. Die Musik ist zweierlei: einmal ein Appetizer für das bald erscheinende neue Studioalbum der Rapper, auf dem sich dann auch das bereits hier vorgestellte "Summer Luv" finden dürfte. Andererseits und vor allem aber ein Soundtrack zur beigelegten DVD, die anhand verschollen geglaubten Filmmaterials den Werdegang der HipHop-Crew bis zu ihrem größten Hit "Tha Crossroads" (1995) nachzeichnet.
Die Dokumentation verlässt sich dabei auf die übliche Dramaturgie des Genres: In erster Linie erzählen die Mitglieder der Crew, wie und wo sie sich kennenlernten und wie der Kontakt zu ihrem Mentor Eazy-E zu Stande kam. Dazu kommt ein bisschen was über ihre Einflüsse und ihre Philosophie. Lazy Bone zeigt, dass er immer noch beatboxen kann, ab und an gibt's kurze Ausschnitte aus Auftritten und Videos. Das alles passiert einigermaßen chronologisch und kommt naturgemäß nicht ohne Wiederholungen aus. Spannend ist indes, wie sich Habitus und optische Codes im HipHop verändert haben: Dem Tarnfarben-Stil, den Bone Thugs 'n Harmony in den 90er-Jahren fuhren, wirkt 15 Jahre später herrlich veraltet. Auch die alten Interviewfetzen sind durchaus unterhaltsam.