Seit knapp zehn Jahren ist er bereits im Game und verdreht seither vor allem der Mädchenwelt den Kopf. Zuerst war er noch der kleine süße Lil Bow Wow, der mit "Bounce With Me" die Spitze der Charts erklomm, dann der pubertierende 16-jährige, der das "Lil" aus seinem Namen strich, und nun stellt er mit 22 sogar den Anspruch als Erwachsener akzeptiert zu werden. Ob ihm das allerdings gelingen wird? Zwar hat Shad Moss mit sieben erfolgreichen Alben, mehreren Nummer Eins Hits, ausverkauften Tourneen, sowie einer ebenfalls nicht unerfolgreichen Schauspielkarriere, durchaus einiges erreicht, von den männlichen Hip-Hop Fans wird er aber trotzdem mehr belächelt als gefeiert. Ein Kinderstar ohne Talent, der nur dank Ghostwriter und den weiblichen CD-Käufern so viel erreicht hat. Mit "New Jack City II" will er es aber noch einmal allen zeigen bevor er das Mic an den Nagel hängt. Dieses Album soll auch den letzten Hater verstimmen, und so setzte Bow Wow im Vorfeld nicht nur auf Mixtapes, sondern auch auf eine Sprache, die ihm zum allerersten Mal einen Parental Advisory Sticker einbrachte. ~ Daniel Gräbner aufklappen »
Genützt hat das aber alles nichts, denn die Internetgemeinde zeigt sich nach wie vor unbeeindruckt und sah den Titel "New Jack City II" eher als Farce an ? noch dazu bei einer Vorabsingle wie "Marco Polo" mit Soulja Boy, die alles andere als ein reiferes Werk vermuten ließ. Zwar wurde dieser Track noch vom Album gestrichen und somit Schlimmeres verhindert, aber auch der Rest wird den richtigen Hip-Hop Head nicht wirklich überzeugen können. Bow Wow ist nach wie vor ein Pop-R&B-Rapper ohne jeglichem Inhalt ? von der Tatsache, dass er Geld besitzt und ein Weiberheld ist, abgesehen ? der dank guter Produktionen und eingängigen Refrains für den einen oder anderen Hit gut ist. "You Can Get It All" und "Like This" mit Johntá Austin sind zum Beispiel gelungene R&B-Tracks, die an Nellys altes Material erinnern, und so durchaus einen gewissen Spaßfaktor besitzen. Apropos Cornell Hayes. Dieser liefert auf "What They Call Me" zwar nur einen durchschnittlichen Gastvers ab, dank einer genialen Jermaine Dupri Produktion zählt der Song aber selbst mit Ron Browz Hook zu den Highlights des Albums.
Sehr viel mehr hat das, ohnehin nur elf Songs starke, Album danach aber nicht mehr zu bieten. Die autobiographische Nummer "Roc The Mic" ist ganz nett, mit "Sunshine" verwurstet JD "These Boots Are Made For Walking", und mit "Been Doin This" beweist T.I. sein Talent als Produzent. Bow Wow tut dabei was nötig ist um den Frauen zu gefallen, und rutscht so zunehmend in die belanglose R&B Schlucht ab. Immerhin macht er aber keinen Hehl daraus und eröffnet die letzten Songs fast identisch mit der Zeile I do it for the ladies. So lässt er zuerst T-Pain und Trey Songz den Vortritt, ehe er sich dank Autotune auch noch selbst als Sänger versucht ("Pole In My Basement").
Ist "New Jack City II" ein schlechtes Album? Ist Bow Wow ein schlechter Rapper? Soll man sein Karriereende bejubeln oder bedauern? Ganz ehrlich? darauf gibt es keine Antworten. Bow Wow ist ein charismatischer Rapper mit angenehmer Stimme, der von Anfang an mit dem Strom geschwommen ist. Der Hörer bekommt qualitativ hochwertigen Kommerz-Hip-Pop, der durchaus Laune macht, aber auf jegliche Eigeninnovation verzichtet. Auch "New Jack City II" setzt auf aktuelle Trends wie Autotune-Gegröle mit Ron Browz und T-Pain, dazu noch ein wenig R&B, eine klassische Swizz Beatz Partynummer und textliche Belanglosigkeit. Von einer wirklichen Entwicklung kann man bei Bow Wow also nicht sprechen, wenn man bedenkt, dass "Puppy Love" ungefähr auf dem gleichen Niveau war. Wer für den Sommer aber noch ein kurzweiliges Album sucht, sollte hier dennoch mal reinhören.