Böse Zungen behaupteten vor drei Jahren, die Killers-Hitsingle "Day & Age" würde nach Modern Talking klingen. Das war natürlich Unsinn und Ergebnis eines falschen Denkansatzes, der die Band aus Las Vegas unter "irgendwie doch Indie" abheftete. Aber: Die Killers sind eine Mainstream-Band, und so ist auch "Flamingo", das Debüt ihres Frontmanns Brandon Flowers, eine Platte, die jeden erreichen möchte. Auch wenn man Flowers recht geben muss, wenn er im Interview sagt, dass er noch viele Bücher lesen muss, viele Filme anschauen sollte, bevor er mit den großen Songwritern der 70er-Jahre mithalten kann: Teilweise gelingt seinem Solo-Erstling die Sache mit der Allgemeingültigkeit verblüffend gut. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
In "Magdalena" etwa, einem hübschen, wenn auch hart an der Grenze zum Kitsch inszenierten Lied über eine Wallfahrt in Mexiko, geizt Flowers nicht mit der großen Geste. Damit landet er nicht nur im Formatradio, sondern auch gar nicht so weit weg am eleganten Südstaatenrock eines Willy DeVille. Ansonsten deutet der erste Songtitel "Welcome To Fabulous Las Vegas" an, wo die Reise hingeht: Zu elegischem 70er-Rock erzählt Flowers Geschichten vom Leben in der großen Stadt, von zerplatzten Hoffnungen, von verlorenen Lieben.
Dass die Melodiebögen U2 rezipieren, dass Flowers sich manchmal bemüht, das Atemlose, das Entrückte nachzugestalten, das Bruce Springsteen in seiner "Born To Run"-Zeit ausmachte, verwundert kaum. Ebenso wenig wie die recht aufgeräumte Produktion, für die vor allem Stuart Price (Madonna) und Daniel Lanois (U2, Bob Dylan) verantwortlich zeichneten. Das umreißt die beiden Pole gut, die "Flamingo" zu einer ebenso angenehmen wie eingängigen Platte machen. Gleichzeitig kann man das Album durchaus auch als Statement für das, was kommen mag, lesen: Der Pop von "Day & Age", das prognostiziert zumindest der Autor, wird das nächste Killers-Album nicht mehr prägen, denn "Flamingo" erinnert doch in erster Linie an deren Großwerk "Sam's Town".
Brandon Flowers auf Deutschland-Tournee
26.09., Köln, E-Werk
01.10., Berlin, Huxleys Neue Welt