Es summt und krabbelt, die Hitze ist unerträglich. Die "Insects" kommen. Bloß nicht abschrecken lassen von ihrem wenig attraktiven Cover. Die ursprünglich aus Gibraltar stammenden und in Großbritannien ansässigen Breed 77 kreieren mit viel Leidenschaft und Fachkenntnis ausgesprochen bunte musikalische Wesen, deren schillernde Farben eher als Lockmittel denn zur Abschreckung dienen. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Besonders in Kritikerkreisen konnte sie damit bislang landen. Seit über zehn Jahren sind sie unterwegs, ihr letztes Album war ein "Best Of" mit rein spanischem Gesang. Von Flamenco-Metal und Ethno ist die Rede, und vielleicht ist genau das der Stolperstein in der Karriere: Wenn eine auf allen Gebieten umsichtige und überzeugende Gruppe wie diese hier auf ihr Crossover-Dasein reduziert wird, machen sich Zweifel breit. Wie lange funktioniert die Formel, wann drückt die Stagnation die Spielfreude auf den Boden? "Insects" spricht Klartext: Breed 77 sind Metal vom Feinsten. Und ein kleines bisschen mehr.
Böse gesagt: Es ist keine diffuse Kulturenverständigungsmucke. Traumhafte Gitarrenarrangements, begleitet von trickreicher Rhythmusarbeit, Einflüsse aus Prog, Alternative und traditionellem Heavy Metal sowie das notwendige Pensum an greifbaren Refrains dominieren das Geschehen. "Who I Am" beherrscht den Groove zwischen Stahl und Sonne und bleibt dabei herrlich gelassen. "In The Temple Of Ram: Rise Of The Bugs" lässt die Insekten sprachlos durcheinander wuseln; ein Instrumental auf dem Markt der Südland-Gewürze. Lediglich die Interpretation der Cranberries-Nummer "Zombie" fällt aus dem Rahmen und funktioniert auf der Bühne sicher um einiges besser als auf Platte. Als Startpunkt einer Abenteuerreise jedoch empfiehlt sich "The Battle Of Hatin". Fremdartige Welten eskortieren den Ritt durch die Metal-Galaxien und rufen einem zu: Breed 77 sind weiterhin einzigartig. Und ein kleines bisschen mehr.