Godspeed on the Devil's Thunder

Vom reichen Ritter zum Serienmörder. Einst ein Vertrauter von Jeanne d'Arc, verlor sich Baron de Rais nach deren Tod in grausamen Taten. Kinder waren es, die von ihm auf schlimmste Weise gefoltert und getötet wurden. Da stellen sich einem die Haare auf und die Lust, sich 70 Minuten anzuhören, welche solch einem Leben gewidmet sind, sinkt. Aber Cradle Of Filth sind Großleinwand, sind Schubladenflüchtlinge und selbst für den Mainstream interessant. Sich in Blutlachen zu sudeln, würde ihr Niveau beleidigen.

Sie hätten "das Material mit Samthandschuhen angefasst", so Dani Filth. Im Zentrum steht - wie es der Albumtitel suggeriert - ein Mann der Extreme, nicht das Extreme seiner Untaten. Härter, brutaler, böser, das gilt vor allem für die Musik. Es ist eine Abkehr vom letzten, für manch einen nur schwerlich als Black Metal tragbaren Streich "Thornography". Auf ein pompöses Intro folgt "Shat Out Of Hell". Umgehend setzt sich der Muskelkater ans Schlagzeug, kreischt sich Dani die Seele aus dem Leib, als würde er höchstpersönlich dem Beelzebub Konkurrenz machen wollen. Für das perfekte Bombastkleid bleibt dennoch Luft.

Geblieben ist die Vielschichtigkeit. Die knapp neun Minuten von "Midnight Shadows Crawl To Darken Counsel With Life" benötigen einige Durchgänge, um einigermaßen strukturiert im Gehirn anzukommen. Episch aufgebauscht und kompromisslos-infernalisch arbeiten sich Cradle Of Filth vorwärts. Mit "The Death Of Love" wird der gemäßigten Klientel in die Hände gespielt, "Tragic Kingdom" huldigt dem Geschwindigkeitsrausch. "Godspeed On The Devil's Thunder" ist ein Horrorstreifen, der einem den Atem verschlägt. Auch weil mit Andy Sneap einer an den Reglern saß, der weiß, wie solch ein Geschehen davor bewahrt wird, komplett abzudrehen.