Vor fünf Jahren trennten sich die erfolgreichsten Stadionrocker der Neuzeit. Creed waren Geschichte. Während der Rest der Band unter dem Namen Alter Bridge weitermachte, wagte Frontmann Scott Stapp ein Soloausflug: Überkandidelt und aufgeblasen wie ein Michelinmännchen sang er sich durch überproduzierte Massenware. Gut, dass die miserablen Verkäufe ihn auf den Boden der Tatsachen zurückholten. Auch Alter Brigde backten, den Umsatz betreffend, die letzten Jahre erheblich kleinere Brötchen. Nun liegt die Vermutung nahe, dass Creed nach acht Jahren Albumpause mit ihrem neuen Werk "Full Circle" noch mal monetär voll abräumen wollen. ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
Genau dieser Eindruck scheint sich nach eingehender Betrachtung der zwölf Songs zu bestätigen - das ganz große Pathos in ihren Songs erreichen sie nicht mehr so selbstverständlich wie damals, und wenn es rummst und kracht, stellt sich eine gewisse Beliebigkeit ein.
Mit "Overcome" und "Bread Of Shame" tastet sich das Quartett druckvoll und sauber an ihre Alt-Form heran, hier scheint die Maschinerie noch gut geölt, die Justierung der Band noch im Lot zu sein. Nur schade, dass Mark Tremontis ideenreiche Gitarrensoli, wie schon immer, an der kurzen Leine gehalten werden. Danach erklimmen sie mit der obligatorischen Halbballade "A Thousand Faces" übliches Terrain ohne Schwächen, aber auch ohne große Überraschungen. "Suddenly" beherbergt gute Metal-lastige Riffings, die durch die superbe Produktion immer wieder akustisch emporschnellen und gut im Kopf hängen bleiben.
Danach geht es Schlag auf Schlag: Creed ertränken ihren Balladen-Pragmatismus im Pop ("Rain"), jammern sich durch schnell hingeschluderten Stadion-Pathos ("Away In Silence") und nähern sich im Titelsong ein wenig dem Southern-Rock an. Einzig das tight groovende, auf den Punkt gebrachte "Fear" zeugt zwischen all den Sonderangeboten von der alten Größe der Band. Der Rest ist mehr oder weniger Füllmaterial und ergeht sich in immer gleichen Laut-Leise-Malereien, die sich im immer gleichen Songaufbau mit der Rhythmustruppe um die vorderen Plätze prügeln.
Creed haben der Welt nicht mehr viel mitzuteilen. Ihr alter Ruf, dreiste Zweitverwerter alter Grunge-Standards zu sein, hat sie also doch noch eingeholt.