So viel vorne weg: Das ist nicht (mehr) die Band, die Hits wie "Weather With You" oder "Don't Dream It's Over" hatte. Seit ihren großen Erfolgen Anfang der 90er-Jahre hatten sich Crowded House zwischenzeitlich aufgelöst, hatte Songwriter Neil Finn Soloplatten veröffentlicht, war die Band ob des Selbstmordes ihres Drummers Paul Hester 2005 geschockt, um kurz darauf in neuer (alter) Besetzung wieder zusammenzufinden. Jetzt legt das neuseeländisch-australische Quartett mit "Intriguer" das zweite Album seit dem Comeback vor. Von dem man sich viel erwarten darf - nur eben keinen eingängigen melancholischen oder flott-fröhlichen Radio-Poprock wie früher. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Natürlich sind Crowded House natürlich weiterhin die Band um Neil Finn. Und an einigen Stellen auf "Intriguer" schimmert seine Liebe für die Beatles und klassisches Folk-Rock-Songwriting natürlich auch durch. Doch schon der Opener, die bereits vorab veröffentliche Single "Saturday Sun" konterkariert Erwartungshaltungen. Ein beunruhigend tief tönender Bass setzt dort ein, darüber legt sich ein alter Synthesizer mit spacigen Sounds und als Neil Finn zu singen beginnt, versteckt er seine Stimme zunächst hinter seltsamen Filtereffekten. Auch wenn sich der Song später noch zum schwungvollsten Gitarrenkracher des Albums entwickelt, den Weg ins Radio oder den Gehörgang findet "Saturday Sun" sicher erst nach einigen Probeläufen.
Ähnlich verhält es sich mit den restlichen, kompositorisch wie klangtechnisch vielschichtigen Songs auf "Intriguer": Die Einfachheit, mit der sich Finns Melodien einst einschmeichelten, ist hier nicht zu finden. In weniger guten Momenten wie etwa dem etwas drögen "Amsterdam" klingt das dann fast, als ob sich die Crowded-House-Traditionalisten bemühten, einen komplex-melancholischen Song à la Radioheads "Karma Police" nachzuspielen.
An anderer Stelle fügen sich Experiment und Songwriting besser zusammen: "Either Side Of The World" galoppiert auf einem Samba-Rhythmus, beim nervös trippelnden "Archer's Arrows" finden fidele Streicher, klimperndes Piano und wärmende Wurlitzer-Sounds auf wunderbare Weise zusammen. Am schönsten ist jedoch "Falling Dove" - eine zurückhaltend-akustische Klage, die - eben dann doch - mal wieder an die Beatles gemahnt und sich zum verträumten Rocksong aufschwingt. Insofern lässt sich sagen: Crowded House sind sicher nicht mehr (ganz) die Band von früher. Im Zweifelsfall aber genau dann doch am Besten.