Smoke the Monster Out

"Moment" zeigt das am besten, vielleicht auch, weil es Lazarus in über acht Minuten allen Raum lässt. Da stößt latent knarziger Minimal-Sound auf gedoppelte und leicht überhöhte Gesangslinien der blutjungen Schwedinnen Taxi Taxi. Tanzbarkeit ist selbstverständlich vorhanden, aber sie wird in jeder Sekunde des Songs flankiert und gerät so nie zur Dominante. Björk nennt Lazarus als Vorbild, auch Jeff Buckley und Louis Armstrong. Und tatsächlich finden sich zumindest die ersten beiden nicht unbedingt als genau auszumachende Einflüsse, aber man kann sich schon vorstellen, was er damit meinte. Im weiteren Verlauf muss man auch an den 90er-Jahre Elektropop der wunderbaren The Beloved denken, ebenfalls an Flächiges im Stile Photeks.

Dass Lazarus auch zielgerichtet arbeiten kann, zeigt das folgende "Memory Box", dem vier Minuten ausreichen: Hier wird zu trockenen Synthies beschwörend geflüstert, was instrumental passiert, ist ein Zugeständnis an den klassischen Detroit-Techno, funktioniert aber auch kontemporär. Höhepunkt des Albums ist schließlich das natürlich an Neil Diamond gerichtete "Diamond In The Dark", das tatsächlich die Stimmung von Diamonds Spätwerk aufzugreifen scheint, aber auch an Bands wie Tunng oder Espers anschließt, die ja die Grenze zwischen Ambient und Folk austarieren. Auch Scott Walkers "It's Raining Today" unterzieht Lazarus einer Frischzellenkur, abermals mit Taxi Taxi an den Vocals. Das klingt so großartig, dass man aus diesem Album mit zwei Erkenntnissen geht. Erst mal: gute Platte, die zeigt, dass moderner Pop ohne Elektronik kaum mehr denkbar ist. Und quasi als Dreingabe wünscht man sich, dass Lazarus das nächste Taxi-Taxi-Album komplett produziert.