Neun Alben in 13 Jahren: Fast ist man versucht, Damien Jurado abzuschreiben. Nicht aufgrund seiner Musik, dafür gäbe es keinen Grund. Der Songwriter aus Seattle enttäuschte nie, mit "Rehearsals For Departure" (1999) gelang ihm sogar ein kleines, mit Pop-Ohrwürmern gespicktes Meisterwerk. Nein, es ist eher schade, dass Jurado - selbst in seiner Heimat - immer noch weitgehend unbekannt ist. "Saint Bartlett" nährt jedoch die Hoffnung, dass es für ihn doch noch nicht zu spät ist, sich ein größeres Publikum zu erobern. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Zugegeben: Die Eckpfeiler seines Schaffens bleiben konstant. Jurado verkörpert fast schon klischeehaft den Geschichten erzählenden Folk-Songwriter. Er berichtet von den schmerzlichen Wirrungen zwischenmenschlicher Beziehungen ("Rachel & Cali"), von verlorenen Plätzen und der Hoffnung auf Rückkehr ("Kansas City"), gar vom erhofften Trost der Mutter angesichts des nahenden Todes ("Kalama"). Was "Saint Bartlett" dennoch unter all seinen Alben hervorstechen lässt, ist die äußere Form.
Früher oftmals karg und spröde arrangiert und bis zur Trostlosigkeit traurig, bekommen die Songs nun ein griffigeres, teilweise fast schon glanzvolles Gewand verpasst. Gemeinsam mit Songwriter-Kollege/Multi-Instrumentalisten Richard Swift in einer Woche eingespielt, sind es die (rhythmischen) Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen. Wie etwa ein Versöhnung versprechendes, sanft dahin fließendes Mellotron und einige aufmunternde Handclaps ("Cloudy Shoes"), ein klassischer Phil-Spector-Beat ("Arkansas"), oder einfach ein stoisch geschlagenes Schlagzeug ("Throwing Your Voice"). Die oft schmerzhaften Lücken, die Jurados Songs erzeug(t)en, sie werden hier zwar nicht immer mit Optimismus, aber wenigstens mit musikalischem Leben gefüllt. Und dann ist da noch "Wallingford", bei dem sich Jurado stimmlich, aber mit Gitarrenrückkopplungen und lärmenden Riffs als Nachfolger von Neil Young empfiehlt. Und nicht nur deswegen ist "Saint Bartlett" von allen seinen neun Alben am allerwärmsten zu empfehlen.