Bodensee-Bodenständigkeit oder schon Gewinner-Größenwahn? Theoretisch könnte man den Titel des Debüts von DSDS-Sieger Daniel Schuhmacher in beide Richtungen interpretieren. Mit "The Album" will der 22-jährige Sänger jetzt zeigen, dass mehr in ihm steckt als nur ein - bislang noch jedem Gewinner der RTL-Castingshow sicherer - Nummer-eins-Singlehit. Aber sein Album macht am ehesten eine dritte Auslegung des Titels möglich: Es ist erst einmal nur das Album, das er eben machen musste. Quasi von Amts wegen. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Denn schon aufgrund der verhältnismäßig kurzen Entstehungszeit darf und wird wohl niemand von seinem Debüt große musikalische Besonderheiten erwarten wollen. Und den Großteil seiner Fans wird Schuhmacher mit "The Album" sicherlich begeistern und bestens bedienen. Vorwiegend jenen Teil, der in ihm - nicht zu Unrecht - einen sympathischen, schnuckligen und absolut talentierten Schmusesänger sieht und der ihn dementsprechend anhimmelt. Und tatsächlich schafft der gebürtige Pfullendorfer es auch auf seinem Album, mit viel Schmelz in der Stimme selbst noch der - vorsichtig ausgedrückt - unaufdringlichsten und einfachsten Bohlen-Ballade seinen Stempel aufzudrücken.
Womöglich gibt es aber auch in seiner Anhängerschaft Teile, die Schuhmachers im wahrsten Sinne des Wortes stärkere Seite auf "The Album" vermissen könnten. Schließlich hatte er in den DSDS-Mottoshows mit seinen kraftvollen Interpretationen des Polarkreis-18-Hits "Allein, Allein" oder des Eurythmics-Klassikers "Sweet Dreams" ebenfalls das Publikum beeindruckt. Letzterer ist konsequenterweise auch auf "The Album" zu hören und sticht, gemeinsam mit pop-rockigen "Nothing's Gonna Change It", positiv aus dem auf Dauer etwas beliebigen Balladen-Einerlei heraus.
Ebenfalls hier zu finden ist natürlich auch die Hitsingle "Anything But Love", als Zugabe gibt's zudem die Duett-Version mit der DSDS-Zweitplatzierten Sarah Kreuz. Das zeugt nicht nur von einer gewissen Größe, sondern auch davon, dass Schuhmacher vorerst sicherlich nicht Gefahr läuft, sich wie ein Superstar zu gerieren. Trotz aller charmanten Bodenständigkeit sollte er aber spätestens auf seinem zweiten Album versuchen, tatsächlich den von Bohlen zwischenzeitlich angemahnten "Killerinstinkt" zu entwickeln. Und gerne auch ein wenig mehr künstlerischen Größenwahn zeigen.