Die frühen The Verve. Die frühen Black Rebel Motorcycle Club. Die frühen My Bloody Valentine. Die frühen Oasis. Möglichst groß müssen die Bands immer sein, die für Darker My Love regelmäßig zum Vergleich herangezogen werden - und eben möglichst in ihrer Frühphase. Wie treffend oder nicht treffend einige dieser Referenzen sind, sei dahingestellt. Zumindest verdeutlichen sie, dass die fünf Jungs aus Kalifornien gegen derzeitige Indie-Trends anspielen und irgendwie zu Höherem bestimmt sein müssen. Mit ihrem schlicht "2" betitelten zweiten Album betreten Darker My Love nun auch deutschen Boden. ~ Annekatrin Liebisch (teleschau) aufklappen »
Kaum liegt die CD im Player, baut sich in Sekundenschnelle ein Wall aus E-Gitarrensounds auf. Dieser ist so dicht gemauert, dass man sich wundert, wie die zarte Stimme von Tim Prestley überhaupt hindurchkommt. Fern, nie wirklich anwesend, erscheint der Gesang, der sich seine Nische in der Klangkulisse aus den frühen 90er-Jahren suchen muss. Und schier endlose Instrumentalpassagen in den Songs lassen gelegentlich vergessen, dass hier überhaupt jemand singt.
Nachdem der Verzerrer ganze Arbeit leistete, wird anschließend kräftig vernebelt: In "White Composition" bündeln Darker My Love psychedelische Elemente, um nach ausgeschlafenem Rausch zu "Waves" wieder voranzugaloppieren und mit "Talking Words" die Indie-Diskos zu erobern. "It's familiar", wiederholt Presley im radiotauglichen "Two Ways Out", das im Melodieverlauf ein wenig an "Alright" von Supergrass erinnert, und trifft damit den Nagel auf den Kopf: Eigentlich kennt man die Musik von Darker My Love schon seit Langem. Glücklicherweise verhält es sich mit "2" aber wie mit Dingen, die man vor Jahren verlieh, vergaß und unerwartet wiederbekommt - man freut sich wahnsinnig, sie zurückzuhaben.