In den USA gelten sie als Superstars, die fast in einer Liga mit U2 und R.E.M. spielen. Und Frontmann Dave Matthews ist ein so bekanntes Gesicht, dass er 2007 einen Gastauftritt als Patient bei "Dr. House" ergattern konnte. Hierzulande gilt der spielfreudige Jam-Rock der Dave Matthews Band hingegen eher als Liebhabermusik und Geheimtipp. Ob sich mit ihrem neuen Album "Big Whiskey And The GrooGrux King" daran etwas Wesentliches ändert, darf man ernsthaft bezweifeln. ~ Niels Tenhagen (teleschau) aufklappen »
Denn seit jeher entspringt der Sound des gebürtigen Südafrikaners Matthews und seiner Mannen aus einer Mischung aus improvisationsfreudigem Poprock der Marke Grateful Dead und Elementen aus Jazz, Funk und Weltmusik, die deutlich auf die Herkunft des Frontmannes verweisen. Dazu gesellt sich zudem stets der Verdacht des selbstverliebten Muckertums, dem selbstvergessenen Berauschen am eigenen - zugegebenermaßen hervorragenden - musikalischen Können. Und, was vielleicht der wichtigste Grund für den ausbleibenden Erfolg jenseits der Heimat ist: Traditionelle (europäische) Popmusik interessiert Dave Matthews eher wenig.
Stattdessen feilt die Band auf "Big Whiskey And The GrooGrux King" zusammen mit Produzent Rob Cavallo (Green Day, My Chemical Romance) einmal mehr an einem fein austarierten Sound. Muskulöser Heavy-Rock trifft hier auf Improvisationsparts, Jazz-Saxophone auf funky Slap-Bass-Spiel, es spielen Sitar und Banjo und entwickeln zusammen einen meist mitreißend-farbenfrohen Groove, der tatsächlich an die gezeichnete Mardi-Gras-Szene erinnert, die auf dem Cover des Albums zu sehen ist.
So weit, so gut. Woran es aber eben - vielleicht auch nur europäisch-sozialisierten Ohren - ein wenig mangelt, sind die Songs. Wie frech sich Matthews etwa gleich zu Beginn bei "Shake Me Like A Monkey" beim Funk-Rock-Klassiker "Word Up" von Cameo bedient, ist schon bedenklich. Aber auch sonst tendiert das Album leider etwas mehr zu Soundverliebtheit als Songidee. Wobei das simplifizierte und akustische "Spaceman", "Funny The Way It Is", das irgendwo zwischen Sting und College-Rock rangiert und der tolle Funk-Pop von "Why I Am" wirklich gute Songs sind. Insgesamt aber einmal mehr ein gewöhnungsbedürftiges Album von Dave Matthews und seiner Band, das zeigt, dass die Formation womöglich vor allem live ihre Qualitäten voll ausspielen kann. Zumindestens spricht die Tatsache, dass die Band mehr als Live- als Studioalben veröffentlicht hat, schwer dafür.