In ihren neuen Space-Anzügen sehen sie schnieke aus. Und der genial konstruierte "Energy Dome", ein futuristisch aussehender Hut, musste grauen Masken weichen, die die obere Hälfte des Kopfes bedecken. Nein, es handelt sich hier nicht um eine alberne Raumfahrer-Parodie. Vielmehr sind Devo, eine Art fünfköpfige dadaistische Kirmes-Version von Kraftwerk, wieder zurück. ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
Bis auf den neu hinzugekommenen Session-Drummer Josh Freese sind die restlichen Vier - die Brüderpaare Mothersbaugh und Casale - alle um die 60 Jahre alt. Chapeau! Denn wer traut sich in dem Alter noch, in vermeintlich alberne Klamotten zu steigen und vermeintlich altbackenen New Wave aus der Post-Punk-Ära zu spielen? Doch wer Devo kennt, weiß, dass sie die Meister der feinen Satire sind. Sie halten sich lachend den Spiegel vor und fragten sich bereits in den 70er-Jahren: "Are We Not Men?" Die Antwort konnte nur lauten: "We Are Devo!"
Devo sind die Apologeten der De-Evolution, einer Ansicht, die die Rückentwicklung des Menschen vertritt. Und die ist schon lange im Gange, Devo sind sich da ganz sicher. Da kann man ruhig mal 20 Jahre warten, um ein neues Album zu machen. Die Humanoiden auf diesem Planeten sind ohnehin auch so mit sich beschäftigt.
Im reifen Alter sind Devo keine freakigen Underground-Künstler wie einst mehr, anno 2010 haben sie "Something For Everybody". Und in der Tat klingt das neue Album stark und selbstbewusst, die letzten beiden eher faden Alben scheint die Truppe aus Ohio endlich künstlerisch verarbeitet zu haben. Man denkt beim Hören sogar an ihre besten CDs wie "Freedom Of Choice" oder "New Traditionalists". Die synthetischen Bässe wummern entspannt, und umherwuselnde Gitarrenhooks hangeln sich durch genial konstruierte Keyboard-Notenfolgen. Die Produktion ist freilich auf der Höhe der Zeit, doch Devo brauchen sich hier nichts (mehr) beweisen: "What We Do Is What We Do, It's All The Same There's Nothing New" heißt es in "What We Do". Einmal Devo, immer Devo.
So sehen das die devo-ten Anhänger des Quintetts auch und deshalb durfte die Community auf der Internetpräsenz der Band abstimmen, welche neuen Songs auf das Album gepackt werden. 88 Prozent der Community konnten sich auf zwölf Songs einigen, eben "Something For Everybody". Und da wären wir wieder bei der "Freedom Of Choice", der Kreis schließt sich und die De-Evolution schreitet unaufhaltsam voran ...