Sanft säuselnd beginnt Diana Vickers ihre Performance - so sanft, dass man sie gegen den quietschig-bunten Elektropop des Openers "Once" kaum hören kann. Doch dann plötzlich zieht ihre ungewöhnliche Stimme so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass die Instrumentalspur schon zur Nebensache wird. Mit dieser Stimme machte Vickers bereits vor zwei Jahren in der britischen "DSDS"-Version "The X-Factor" auf sich aufmerksam. Die damals 16-Jährige musste zwar schon vor dem Finale gehen, doch bis dahin hatte sie genug für sich geworben: Zunächst erhielt sie die Hauptrolle in dem Musical "Little Voice", dann arbeitete sie an ihrem Debütalbum - aber nicht alleine. Für ihre "Songs From The Tainted Cherry Tree" erhielt sie jede Menge Hilfe. ~ Sabine Metzger (teleschau) aufklappen »
Ellie Goulding, selbst ihres Zeichens britischer Shootingstar ("Starry Eyed"), unterstützte Vickers gleich bei drei Songs. Guy Sigsworth, der zahlreiche Zusammenarbeiten mit Björk auf seinem Konto hat, stand mehrmals sowohl als Co-Songwriter als auch als Produzent zur Verfügung. Dazu noch ein paar Songwriter, die bereits für Britney Spears oder Kylie Minogue tätig waren - eine ziemlich breite Palette an Helfern. Und tatsächlich besteht die mittlerweile 19-Jährige ihre Reifeprüfung - nur hätte sie dabei gar nicht so viel spicken müssen.
Denn die 13 Songs, die da in Teamarbeit entstanden, sind größtenteils Pop-Standardware. Zwar verzichtet Diana Vickers auf den Neo-Soul, den Casting-Kollegin Leona Lewis vermarktet, dafür aber schließt sie sich mit Freuden dem Trend zum elektronisch angehauchten Folkpop an. Wirklich originell wirken die Songs immer erst durch Diana Vickers. Sie klingt meist, als imitiere die bereits erwähnte Ellie Goulding die Cranberries-Frontfrau Dolores O'Riordan: Mit süßem und zugleich subtil kratzigen Stimmchen knödelt sie, als ob ihr ein Stückchen Dessert im Hals stecken geblieben sei.
Klingt seltsam, aber eben auch interessant. Besonders gut kommt diese Stimme in den Balladen wie "Notice" oder "Chasing You" zur Geltung, die Vickers mit der herzzerreißenden Verzweiflung performt, die nur ein Teenager aufbringen kann. Ihre Jugend darf bei diesem Debüt auch als Entschuldigung für das eher durchschnittliche Songwriting herhalten - und lässt für die Zukunft auf noch Besseres hoffen.