So viel aufrichtige Emphase hätte man bei den Berufsironikern und Brachialblödelmeiern dann doch nicht unbedingt erwartet. "Superviel Spaß" habe man in den zurückliegenden sechs Jahren gehabt und aufhören wollen, "solange man toll ist". Das verrät Ärzte-Sänger Farin Urlaub mit ernster Miene in der "Ouvertüre zum besten Konzert der Welt", und Kollege Bela B. lässt einen flammenden Appell an die Fans im Land folgen, man möge vermehrt "anständige Bands" hören, genauer: "Rockbands, die auf der Bühne schwitzen". Ironisch meinen sie das nicht. ~ Jens Szameit (teleschau) aufklappen »
Die beschlossene Auflösung der Band hatte die beiden offenbar schon ein wenig ergriffen vor ihrem Konzert in der Münchner Theaterfabrik im April 1988. Der nun auf DVD veröffentlichte Mitschnitt jenes Gigs ist nicht neu, erschien bereits 1989 auf zwei VHS-Kassetten mit dem identischen Titel "Die beste Band der Welt (... und zwar live!)". Nimmt man heutige Shows der erfolgreich wiedervereinten Berliner zum Vergleich, fällt auf, dass sich nicht sehr viel am Ärzte-Live-Prinzip verändert hat. Im Schweiße ihres Angesichts knüppelt sich das damals von Interims-Bassist The Incredible Hagen vervollständigte Trio durch ein launiges, mehr als wohlwollend rezipiertes Best-Of-Set. Lediglich die Hitdichte ist heute merklich größer als ehedem.
So stößt man auf den blöden Pennälerklamauk "Ohne Dich", das unappetitliche "Madonnas Dickdarm", die Kanzlerhäme "Helmut K." oder die lärmende Groteske "Elke". Daneben glänzen die Evergreens "Westerland", "Zu spät" und die schöne Hommage "Buddy Holly's Brille" mit falschem Apostroph. Mit flimmerndem 4:3-Bild, amateurhafter Ausleuchtung und irritierenden Archivbildmontagen werden zeitgemäße Sehgewohnheiten geflissentlich unterlaufen und Bela B.s Forderung nach Authentizität so spielend erfüllt. Fans only, möchte man sagen. Aber davon gibt es ja wahrlich genug.