Ein neues Album von Dinosaur Jr. - in Orginalbesetzung. "Beyond" war 2007 das erste gemeinsame Album seit fast 20 Jahren - und schon allein deswegen eine kleine Sensation. Denn kaum ein Alternative-Rock-Fan hätte zu träumen gewagt, dass sich die beiden Streithähne, Sänger und Gitarrist J Mascis und Bassist Lou Barlow, jemals wieder zusammenraufen würden. Fast noch erstaunlicher allerdings: Mit "Farm" gelingt dem US-Trio jetzt eines seiner besten Alben überhaupt. ~ Stefan Weber (teleschau) aufklappen »
Was natürlich nicht heißt, dass Mascis' zwischenzeitliches, mehr oder weniger alleiniges Schaffen als Dinosaur Jr. qualitativ große Schwächen aufwies. Nein: Auch das 1993er-Meisterwerk "Where You Been" und die erfolgreiche Single "Feel The Pain" ein Jahr später, zeigten ihn als einen der hervorragendsten Lead-Gitarristen im Indie- und Alternative-Rock. Und die Neil-Young-Vergleiche alles andere als unbegründet. Aber spätestens jetzt mit "Farm" wird auch wieder klar, dass die ganz große Magie wohl eben nur in der ursprünglichen Triobesetzung entsteht.
Das Rezept dafür ist denkbar unkompliziert: Dinosaur Jr. ignorieren einfach die Tatsache, dass sich die Musiklandschaft in den letzten 15 Jahren weiterentwickelt hat. Und schreiben wieder richtig gute Songs. Da sind auf der einen Seite Mascis' manische, manchmal melancholische Melodien, die an Zeiten erinnern, als "Alternative" noch kein Schimpfwort war. Bei "Over It" schafft er es gar, an 70er-Jahre-Classic-Rock anzudocken, ohne dabei dessen heutzutage gerne mal übel riechende Leiche zu schänden. "I Want You To Know" hingegen geht fast als Power-Pop-Klassiker durch - wenn Mascis nicht dieses grandios-gniedelnde Gitarrensolo einstreuen würde. Dennoch: Für die richtige Magie sorgt Lou Barlow als sein Gegen- und Mitspieler. So steuert der Bassist einen Song wie "Your Weather" bei, der daran erinnert, dass er mit Sebadoh in den 90-ern seine eigene geniale Lo-Fi-Band gründete. Und sorgt eben mit seinem Bass-Spiel dafür, dass kaum Lücken im dichten Noise-Rock-Sound der Band entstehen.
Über die magische Rolle von Drummer Murph - von seinem routiniert abgeklärten Schlagzeugspiel abgesehen - kann indes nur spekuliert werden. Vielleicht verhält es sich hier ähnlich wie früher bei R.E.M., über deren Drummer Bill Berry Sänger Michael Stipe einst behauptete: "Bill? Bill ist derjenige, der die Band zusammenhält." Aber egal. Eigentlich bleibt nur zu hoffen, dass Dinosaur Jr. in dieser "Farm"-Form dem Rockfan jetzt noch lange Zeit erhalten bleiben.