LP

Ein spannender Querverweis, wo doch Vampire Weekend mit ihrem Mix aus afrikanischen Rhythmen und cool dahergroovenden Pop-Winkelzügen im vergangenen Jahr die Rockmusik kräftig umgeschichtet haben. Und auch Ra Ra Riot darf man zu dieser neuen Welle von erfrischenden Indie-Rock Bands zählen. Als Sahnehäubchen erscheint das Discovery-Debüt dann noch beim gleichermaßen stilsicheren wie experimentellen Label XL Recordings.

Gemeinsam kommen die Kumpels allerdings schnell vom etablierten Rock-Pfad ab. Vier Jahre haben sie an dem Zehn-Track-Album gewerkelt, wenn gemeinsame Zeit neben den hauptberuflichen Bands zur Verfügung stand. Herausgekommen ist ein wild gequirltes Elektropop-Album, bei dem es den vor Ideen übersprudelnden Mix aus Disco und 80er-Soul quasi umsonst dazu gibt. Dazu braucht das Duo natürlich die wohl bekannten Bass- und Schlagzeugsamples aus den alten Keyboards, bricht den scheinbaren Retro-Trend aber prompt mit einem noch nicht ganz so alten Gimmick: Dem "Cher-Effekt" aus dem Vocalprozessor, der auf so ziemlich allen Gesangsparts angewendet wird. Als klangliches Vorbild darf da ruhig Phoenix genannt werden, auch wenn Discovery nicht so konsequent der Pop-Struktur folgen und mit klebrigen Charts-Refrains wie auch mit spröde klackernden Beats gleichermaßen unvoreingenommen hantieren.

Mit "I Want You Back" (im Original von den Jackson Five) wurde dann auch noch ein überdreht-verfremdetes Cover an Bord gehievt. Eine kleine Hommage an Michael, die zwar zeitlich clever anmutet, aber in diesem Zusammenhang sicher Zufall ist. Und so richtig festlegen wollen sich Batmanglij und Miles sowieso nicht. Es zirpt, zerrt, fiept und dudelt, hinterfragt sich selbst und kippt zum Finale beinahe hinten runter. Trotz aller Innovationswut, Soundvielfalt und kompositorischer Cleverness sind die zehn Klang-Torpedos von Discovery fast schon zu viel des Guten. Richtig hängen bleibt keiner der Songs, aber eine Entdecker-Platte will den Hörer schließlich auch ein wenig fordern.