Ach, die große Geste! Dr. Dog, diese sympathischen Amerikaner, eröffnen ihr sechstes Album mit einem Song, der trotz all seiner Kratzbürstigkeit eine so schöne Seelen- und Rückschau ist, dass er auf die große Showtreppe gehört, mit einem älteren Ansager im Anzug, mit Lichtern, Tänzern und Konfetti. Auch sonst scheint es sich bei der Band aus Philadelphia um rechte Nostalgiker zu handeln: Wollüstig spielen sie sich durch ein Album, dessen Referenzpunkte eher in den 90er-Jahren als in der Jetztzeit zu finden sind. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Die früheren Flaming Lips, die Presidents Of The United States Of America, Grandaddy, Cracker, das sind die Bands, die einem bei Dr. Dog in den Sinn kommen: Stücke wie "Shadow People" weisen alle Erkennungszeichen des sogenannten Alternative Rocks der 90er-Jahre auf. Sie rumpeln ein bisschen, aber eben nur ein bisschen. Das Schlagzeug drischt stoisch, aber nicht immer berechenbar, die Gitarren dengeln. Und der Gesang? Zumindest der von Toby Leaman erinnert ein wenig an den von Britt Daniel (Spoon) und wird vom Rest der Band gerne mal mit Aah-Aahs und Uuh-Uuhs unterstützt.
Oft hat diese Mischung eine Country- und Western-Schlagseite, gerne greift ein Klavier ein, das für Stringenz und Tempo sorgt, was Dr. Dog eigentlich besser steht als das Ziellose, das die letzten Veröffentlichungen ausmachte. Am meisten fällt das im schnell und energiereich auf einem Boogiebeat daherreitenden "Later" auf. Dass ein Lied über die an sich langweilige Nicht-Tätigkeit des Wartens so fetzig klingen kann, überrascht dann doch.