Tribal

Seit 50 Jahren steht er auf der Bühne. Dr. John könnte viel zu erzählen: Etwa wie er bereits in der Hippie-Ära mit nur einem Album ("Gris-Gris") die Blaupause für die Zusammenführung von Weltmusik und Psychedelia erschuf. Oder wie er das Werk von so unterschiedlichen Größen wie Canned Heat, Lou Reed und Spiritualized mit seinem einzigartigen Piano- und Gitarrenspiel bereicherte.

Großes Getöse macht er darum nicht. Wie stets bei Dr. John ist auch auf "Tribal" sein lakonisch intonierter Blues nur ein kleiner Teil des gut durchmischten Ganzen. In "Manoovas" groovt sich Dr. John durch tiefschwarzen Funk und der kreolische Output in "Music Came" wechselt sich immer wieder mit afrikanischen Stammestrommeln und -gesängen ab. Ob Latino-Jazz ("Only In America") oder routinierter New-Orleans-Boogie - Dr. John und seine opulent bestückte Lower-911-Truppe halten die Spannung auf "Tribal" konstant. Selbst wenn sie wie in Trance spielen, scheint die nächste Überraschung schon um die Ecke zu kommen. Man weiß nie, wie sich die Kombo als Nächstes verhält - und genau das macht "Tribal" so spannend und unterhaltsam.

Dass der Doktor schon längst in Rente hätte gehen können - man hört es nicht. Dr. John And The Lower 911 stehen voll im Saft, der hoffentlich noch einige schöne Jahre dem geneigten Musikliebhaber die durstige Kehle hinunterrinnen wird.