Als Mark Oliver Everett, der Mann hinter den Eels, vor zwei Jahren einen Rückblick auf zehn Jahre Bandgeschichte veröffentlichte, war er bestens gelaunt und sprach nur von positiven Dingen im Leben. Das machte Anhängern seiner Musik Angst. Denn Everett war der wummernde Punchingball der Introvertierten. Die Indie-Ikone hat das traurigste Lied geschrieben und das nicht nur einmal, sondern immer wieder. Was wenn er jetzt auf dem achten Studioalbum "End Times" fröhlichen Pop veröffentlicht? ~ Claudia Nitsche (teleschau) aufklappen »
Nein, nur im Privatleben siegte die Hoffnung über die Erfahrung, die musikalische Komponente beherzigt weiterhin das Traurigsein. Verloren streicht die Hand über die Gitarrensaiten und erzählt in akustischen Songs von der Einsamkeit, den verlorenen Gefühlen und durchschaubarem Sarkasmus. E, wie Everett kurz genannt wird, spielte in seinem Keller in Los Angeles diese Songs ein, die Stimme belegt vom Staub des Untergrunds, das Equipment hat schon bessere Zeiten gesehen. Einmal klopft einer, vielleicht war es einem Nachbarn zu laut?
Everetts achtes Album ist eine Offenbarung. Seine Texte bleiben auch auf "End Times" einzigartig respektlos. Er thematisiert die Wut, die man nach innen in sich hineinfrisst. Die kann von ganz unterschiedlichen Sachen rühren, von Verletzungen durchs andere Geschlecht. Oder es ist der unterschwellige Groll auf Selbstmordattentäter, die Furcht säen und die Stimmung unserer Welt prägen. Dies nebeneinanderzustellen, ernsthaft und ernstzunehmend, ist die große Gabe dieser Band, dieses Musikers.
Er ist eine lebende Legende, weil er vor Augen führt, wie traurig unser Leben ist, weil wir uns zufriedengeben und schließlich resignieren. Gerade als Everett vor zwei Jahren erkannte, dass er mit seiner anstrengenden Vergangenheit fertig ist und bereit für die Zukunft, entpuppt sich diese als Ort ohne Hoffnung ...