Eigentlich wollten Eloy schon vor gut zehn Jahren ihre Existenz entspannt mit dem Album "Ocean 2 - The Answer" ausklingen lassen. Doch ihr starker - inzwischen ordentlich remasterter - Back-Katalog, der mit Hilfe des Web 2.0 eine globale Anerkennungs- und Wertschätzungswelle auslöste, führte die niedersächsische Progrock-Band um Frank Bornemann zu frischem Selbstbewusstsein, das nun in einem neuen Album mündet. 40 Jahre nach Bandgründung kommen die Fans also in den Genuss von "Visionary", das Eloy explizit ihren Anhängern gewidmet hat. ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
Noch einmal rollen die Teutonen ihren Ur-Prog facettenreich aus: In "The Challenge" surfen lange Keyboard-Elogen auf den Schallwellen von Background-Chören durch den Äther. "The Refuge" kreuzt verschachtelte Perkussion und Breitwand-Gitarren mit friedlichen Flöten-Oktaven und das leicht vorhersehbare "The Secret" wird mit Vocoder-Effekten frisiert.
Beim neunminütigen "Mystery" mäandert die Truppe souverän umher, ohne aber schlussendlich auf den Punkt zu kommen. Immerhin birgt "Visionary", neben all den kritischen Botschaften zum Zustand unserer Welt, einen dicken Sack voller großer Melodien und Gute-Alte-Zeit-Melancholien. Die treueren Eloy-Jünger hätten sich sicher weniger Geradlinigkeit und mehr Überraschungen im Soundgefüge gewünscht, doch so oder so darf man "Visionary" sicher einen Platz im Mittelfeld des großen Gesamtwerks Eloys einräumen. Denn das Album ist - bei Comebacks dieser Art ja nicht eben selbstverständlich - kein liebloser Versuch zur gezielten Auffrischung der Finanzen, sondern ein Leckerbissen für Prog-Fans.