Filmmusik, Klassik, Jazz, Pop, Country, Folk, Blues und Rock - die Karriere von Elvis Costello ist durchwoben von unterschiedlichsten stilistischen Ausprägungen. Kaum ein anderer Musiker bewegt sich so unverblümt und souverän in und zwischen den Genres wie der Londoner Tausendsassa, der mit "National Ransom" nun ein neues Album vorlegt. ~ Constantin Aravanlis (teleschau) aufklappen »
Spätestens seit "King Of America" (1986) schätzt man Costello ob seiner ausschweifenden Bandbreite und rotierenden Wandlungsfähigkeit. Die quirligen Fusionen von Punk, Rock'n'Roll und Wave machten ihn im letzten Drittel der 70er-Jahre schlagartig berühmt; die Album übergreifende Rückkehr zu stimmungsmachenden Rockismen gelang ihm später noch einige Male, beispielsweise mit "Brutal Youth" (1994) und "When I Was Cruel" (2002).
Mit seinem neuen Werk "National Ransom" vereint er nun fast alle Stile, die sich so wiederkehrend durch seine Diskografie gezogen haben. Im Vaudeville-Style plaudert er über "Jimmie Standing In The Rain", Pianoläufe und Bläser ruckeln in "Church Underground" aneinander und zu nüchterner Americana konstatiert er "Dr. Watson, I Presume". Bei seinem ausufernden, stets hoch professionellen Eklektizismus auf "National Ransom" wird Costello wie so oft von einer gut bestückten Studio-Riege (unter anderem Marc Ribot, Buddy Miller, Vince Gill, The Imposters, The Sugarcanes) unterstützt, die unter der Ägide von Costellos Produzenten-Kumpel T-Bone Burnett zu Höchstleistungen angespornt werden. Und gemeinsam wagen sie sogar Ausflüge in die Gefilde straighten Rocks ("The Spell That You Cast", "National Ransom"). Doch wenn Sinatra-artige Crooner ("You Hung The Moon") und mit Kapriolen belasteter Bluegrass ("A Slow Drag With Josephine") hinzukommen, wird es beinahe grenzwertig. Zerreißt so etwas nicht die Stimmung des Albums? Oder wird sie dadurch bereichert? Das muss jeder wohl selbst entscheiden.