Eric Woolfson? Eric Woolfson? War das nicht der Sänger vom Alan Parsons Project? Ganz recht. Ein sehr charakteristisches Organ, das als relativ unpersonifizierte Stimme des Projekts unsterblich wurde, obwohl er Parsons gleichwertiger Partner war. Nun kommt Eric Woolfson mit einem Soloalbum. Es trägt den etwas sperrigen Titel "Eric Woolfson Sings The Alan Parsons Project That Never Was" und verspricht unveröffentlichtes Material aus Alan-Parsons-Project-Zeiten. Freuen wir uns darüber? Nun. Hm. Warum nicht? ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Wem das Alan Parsons Project nichts sagt: "Lucifer" ist die Erkennungsmelodie von "Monitor", "Sirius" kennt wirklich jeder Mensch, weil jeder zweite Fußballverein / Boxer / Aerobicdepp dazu in die Manege läuft. Und "Don't Answer Me" - auch schon mit Woolfson - und eher eine breitwandige Radioschnulze mit dem ersten Cartoon-Musikvideo der Geschichte, war in den 80-ern ein Riesenhit. Dann war da noch das Pink-Floyd-eske "Time", das vocoderverbrämte "The Raven", "The Tell-Tale Heart", Mann, Alan Parsons Project ist wirklich berühmt, ganz abgesehen davon, dass Parsons auch an Platten von den Beatles und Pink Floyd herumschraubte. Und mit ihm wurde die Stimme von Eric Woolfson eine Marke, denn der gründete gemeinsam Alan Parsons das Projekt 1975. Die Band wurde als ernstes Art- und Progressive-Ding gestartet, später aber Richtung "Adult & Contemporary", also eher 0-8-15-Rock, verwässert. 1987 war dann Schluss, aber erst nach einer Tonne Awards und Edelmetall. Alan Parsons zählt vermutlich seither sein Geld, Woolfson komponierte weiter.
Und hütete scheinbar 20 Jahre lang alte Songs und Schätze, die er nun auf Drängen der Fans veröffentlicht. Es ist wirklich faszinierend, wie sofort Erinnerungen wach werden, wenn man seine Stimme hört. Songs wie "Nothing Can Change My Mind" (fieses Keyboard!), "Golden Key", "I Can See Round Corners", "Immortal", "Somewhere In The Audience" setzen direkt da an, wo "Don't Answer Me" aufgehört hat: bei vielstimmigem Breitwandkitsch mit Niveau. Da fliegen viele Adler, existieren Gärten, in denen man immer lacht, Tage der Sonne, von denen nun nur noch die Wolken geblieben sind. Die ganze Achtziger-Frauenversteher-Lyrik eben. Fetziger kommen "Rumour Goin' Round", "Along The Road Together" oder "Steal Your Heart Away" mit einem ebenfalls grenzwertigen "Final Countdown"-Keyboardsound. Cool: "Train To Wuxi", das später "Train To Freedom" hieß und aus Woolfsons Album "Poe" stammt.
Man muss noch nicht einmal auf diesen britisch-intellektuellen Schwulstrock und Oldie-Pop mit Bee-Gees-Chören und Pianoorgeleien stehen, um Spaß an dieser harmlosen Zeitreise in die Ära der 80-er zu haben. Aber vielleicht gute Nerven und eine Menge Humor besitzen, denn sonst kann Woolfsons Nostalgieprojekt sehr sehr schnell nerven.