Mit "Sweet About Me" gab die australische Sängerin Gabriella Cilmi den Charts vor zwei Jahren Futter und wurde als die cleane Version von Amy Winehouse gefeiert. Durch ihre kraftvolle Stimme, ihr lässiges Auftreten und die standesgemäße Interpretation des neu entdecken Sixties-Soul stellte die damals 16-Jährige so manche ältere Dame ins Abseits. Jetzt ist Cilmi volljährig und zeigt auf ihrem zweiten Album "Ten", dass sie keine Eintagsfliege zu sein scheint. ~ Nina Becker-Göpner (teleschau) aufklappen »
Zudem scheint Cilmi eine Zeitreise unternommen zu haben: Von den 60er-Jahren aus gesehen geht's in die Zukunft: "On A Mission", die gewaltige Erstauskopplung, die auch wie eine Hitrakete klingt und im Video ebenso dargestellt wird, beginnt diesbezüglich noch relativ zaghaft. Dennoch sind Van Halen und ihr Hit "Jump" die Keyboard-Vorlage für den Song. Cilmi ist bekennende Disco-Anhängerin, verehrt Produzent Giorgio Moroder aus Südtirol, der Donna Summer, Blondie und einige andere Superstars in den Pop-Olymp produzierte. "Ten" besteht aus 13 Songs und endet mit der "Twwnty Ten-Version" von "Sweet About Me", das hier hitträchtig mit dem Trans-X-Klassiker "Living On Video" verquickt wurde. Doch auch neue Titel haben hier Bleiberecht: "Boys" wurde zum Großteil von Gabriella geschrieben und ist eine offenherzige Beschwerde an einen Ex-Freund, der wohl seine Kumpels mehr mochte als sie. Es gibt auch belanglosere Titel wie "Robots" oder "Superhot", Letzteres ist der endgültige Beweis für ihre Donna-Summer-Liebe und ist "I Feel Love"-inspiriert.
Vielleicht beweisen Cilmi und ihr ziemlich großer Produzenten- und Komponisten-Tross ja ein Gespür für die kommende Hit-Saison. Dennoch zollen sie der Disco-Ära der Achtziger etwas zu viel Tribut, insgesamt hätte es hier ein wenig kreativer zugehen können. Wenn dann nämlich mit "Invisible Girl" auch noch eine recht stramme Portion Britney Spears dazu kommt, ist es wirklich schade um das Potenzial von Cilmi, die eine sehr facettenreiche, kraftvolle Stimme hat. Eines der großen Highlights ist die wuchtige Ballade "Glue", die es schwer macht zu glauben, dass hier ein Teenager am Werk ist. Insgesamt aber "Ten" ist eben so wandelbar wie ein junges Mädchen: Mal ganz oben und schnell auch wieder in Belanglosigkeit dahin wabernd.