Gilberto Gil darf zu den berühmtesten Einwohnern Brasiliens gezählt werden - und das nicht nur, weil der 67-jährige Musiker dank seines Einflusses von 2003 bis 2008 brasilianischer Kulturminister war. Auch das letzte seiner jährlich erscheinenden Alben "Banda Larga Cordel" bewies, wie zeitgemäß seine Ideen von Pop- und Rockeinflüssen auf Samba und Bossa sind. Weil aber der Höhepunkt eines jeden Konzerts sein akustisches Set bildet, hat er sich dazu entschlossen, diesmal eine komplette Konzerttournee akustisch zu bestreiten: Deren Mitschnitt "BandaDois" (was auf Deutsch so viel wie "Band aus Zweien" bedeutet) erscheint nun auf DVD. ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Gil ist seit Jahrzehnten ein Meister des Fusionsounds, der nach seinem politischen Exil in London, der Begegnung mit Bob Marley und seiner kosmopolitischen Ausrichtung stets gerne die komplette multikulturelle und moderne, bunte Palette der Musik nutzte. Ein weltoffener Geist, ein Experte im Zusammenspiel. Fragt sich nur: wieso nun als Duett?
Die Antwort könnte lauten: Weil es so in der Familie bleibt. Denn der zweite Mann ist Bem Gil, sein Sohn, an der Violao, der klassischen brasilianischen Gitarre. So ganz zu zweit waren sie aber auch nicht, für einige Songs wurde das Familienunternehmen erweitert und es kam Sohn José Gil hinzu. Auch die junge Sängerin Maria Rita, Tochter der Superdiva Elis Regina, die gerne Gil-Songs sang, ist kurzfristig mit von der Partie.
Bei den ersten fünf der 23 Lieder musiziert der Songwriter und Sänger jedoch alleine: ein Stuhl, eine Gitarre, seine sanfte Stimme und die konzentrierteste, ehrfürchtigste und doch wärmste Stimmung, die man auf einem Konzert erleben kann! Als Sohn Bem hinzukommt, wird der Sound diffiziler, klarer und facettenreicher, bleibt aber trotzdem so sanft und ruhig wie zuvor. Die Zuhörer freuen sich, applaudieren, wenn Gil Hits wie "Metáfora", "Refazenda" oder "Expresso 2222" aneinanderreiht, seine Liebe zu zärtlichem Bossa, süßem Samba und ab und an auch Rumba beweist. Hin und wieder pfeift Gilberto vor sich hin, alles so gemütlich und selbstverständlich, als ob er mit seinem Sohn auf der Veranda sitzt.
Dass dahinter schwere Arbeit steckt, zeigt das DVD-Bonusmaterial, einige Übungsszenen und ein Making Of: Hier sieht man, wie Gilberto Gil die scheinbar schlichten akustische Arrangements für seine Songs erarbeitet. Dennoch: Wer Brasilien einmal ganz still, weich und unaufgeregt erleben will, hat hier die beste Gelegenheit dazu.