Die Synthie-Hook, die "Rocket", die den Opener des fünften Goldfrapp-Albums eröffnet, ist schon sehr zwingend. Und dieses Simplifizierte, das muss man mögen, ebenso wie die Oh-Oh-Oh-Chöre im Refrain. Nun ist es nichts Neues, das sich Goldfrapp mit ihrem Instrumentenpark referenziell entweder an sich selbst oder an der jüngeren Popgeschichte abarbeiten. "Head First" macht aber einige Dinge neu: Der Kopf wird zunächst einmal ausgeschaltet, das Duo funktioniert allein über die Rezeptoren, die Füße zum Wippen, Köpfe zum Nicken bringen. Goldfrapp klingen also nicht nur nach cooler Disco, sondern auch nach den Pointer Sisters, vielleicht sogar nach Stock, Aitken & Waterman. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Zur Erinnerung: Das waren jene Produzenten, die in den 80er- und frühen 90er-Jahren Kylie Minogue, Rick Astley und Jason Donavan in die Hitparaden schoben. Goldfrapps musikalischer Direktor Will Gregory folgt deren Prinzip: Auf "Head First" ist die Gesangslinie eher das Sahnehäubchen als der Mittelpunkt des Songs. Das tut Goldfrapp gut, weil sie sich so von allem intellektuellen Ballast befreien und über das wahrgenommen werden können, was sie immer schon ausmachte: die großartig arrangierte Melodie. Erkennbar ist das in "Alive", dessen E-Gitarren tatsächlich an Roxettes "The Look" erinnern, oder in der sinnlichen Disco-Hymne "I Wanna Life".
Dass von den verhuschten Naturmotiven, die Goldfrapp in deren Anfangsjahren, aber auch auf dem vor zwei Jahren erschienenen "Seventh Tree" prägten, da nicht mehr viel übrig geblieben ist, dürfte klar sein. Die Akustikgitarre, auch das verwundert nicht, ist draußen, das Verzückte im Gesang von Frontfrau Alison ebenfalls. Aber auch dessen Vorgänger "Supernature" kann nicht wirklich als Vergleichsparameter herhalten - dessen Synthies waren doch ein ganzes Stück weiter Richtung Hipster-Disco produziert. Wieder was Neues, also. Und damit zumindest die bandinternen Ansprüche vermutlich befriedigend.