So analog wie möglich, sagt Gonjasufi, wollte er "A Sufi And A Killer" halten. Das ist insofern bemerkenswert, als dass das Album des Amerikaners bei Warp erscheint, einem Label, das zwar gemeinhin als visionär gilt, seine Wurzeln aber doch in der Clubkultur und damit eher der Elektronik hat. Andererseits passt's: Wie auch Warp eher in der Avantgarde zu Hause ist, fehlt auch bei Gonjasufi jede plakative Schmissigkeit. Der Mann, der mit Frau und Kindern am Rande von Las Vegas lebt, tobt sich gemeinsam mit seinem Produzenten Flying Lotus durch einen wilden Stilmix zwischen Psychedelic, Folk, Percussion, E-Musik und Rock und lässt, zumindest in Sachen Produktion, Verbindungen zum Conscious-HipHop der Jahrtausendwende vermuten und besitzt so ganz nebenbei noch ein ideologisches Fundament. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
"Cowboys and the Indians! Cowboys and the indians!" - Gonjasufi singt's, in den Höhen leicht angezerrt, dazu ein Bett aus Chören und wütende Percussion. Das klingt nach Field Recordings aus einem fremden Land und auch aus einer fremden Zeit und lässt damit genug Spielraum zur Interpretation: Dass der Mann, der mit bürgerlichem Namen Sumach Valentine heißt, die amerikanische Geschichte nicht thematisiert, sondern eher als Schlaglicht verwendet, um auf das große Ganze hinzuweisen, ist anzunehmen. Denn er bezeichnet sich selbst zwar als Muslim - er hängt dem Sufismus nach, einer spirituell-asketischen Randgruppe der Religion -, ist aber auch Yogi.
Vielleicht eine Erklärung für die Vielfalt im Werk. Seine Songs schleppen sich durch alle Genres: "Duet" etwa kommt mit einem scharfen, aber ruhigen Beat und dezenter Instrumentierung, während "Holidays" einen herkömmlichen Drumcomputer benutzt, um das Warme, das Organische in Gonjasufis Stimme herauszuarbeiten. "Klowds" ist indisch angehauchter Psychedelic, "I've Given" ein kleiner Klagegesang, der nach knapp zwei Minuten in Ekstase wechselt.
Natürlich ist das alles völlig abgedreht. Und wenn man Gonjasufi sieht, mit seinen langen Dreadlocks, und wenn man hört, dass er einmal auf der Straße lebte und dass die Mojave-Wüste für seine Musik eine entscheidende Rolle spielt, dann läutet der Weirdo-Alarm schon recht rasch an: Gegen den Kerl ist Devendra Banhart ein Schwiegermutterliebling. Reduzieren sollte man ihn auf diese Rolle allerdings nicht: "A Sufi And A Killer" zeigt, dass sich hinter der sehr starken Erscheinung ein nicht genug zu lobendes Talent verbirgt.