21st Century Breakdown

In gewisser Weise ist das Album dann tatsächlich der vielleicht erwartete zweite Teil von "American Idiot". Erneut als Konzeptalbum angelegt, soll "21st Century Breakdown" in drei Akten und 18 Songs die Geschichte von Christian und Gloria erzählen, die in einer heruntergekommenen Industriestadt aufwachsen. Und ja: Eine "radikale Zeitanalyse der amerikanischen Gesellschaft" muss das neue Album natürlich auch wieder sein.

Auch wenn Green Day kaum etwas dafür können: Wirklich überraschend ist das natürlich nicht. "American Idiot" lebte ja zum Großteil auch davon, dass man das Trio nicht mehr auf der Rechnung hatte. Mit ihrem mittelmäßigen 2000er-Album "Warning" schien nicht nur die Band, sondern das ganze 90er-Jahre-Punkrock-Revival am Ende zu sein. Dass Billie Joe Armstrong, Tré Cool und Mike Dirnt es danach schafften, ihre Musik auf ein neues, gereiftes Level zu heben, fast schon waghalsig Genregrenzen überschritten, wurde zu Recht als Sensation gefeiert.

Und eben jene bleibt auf "21st Century Breakdown" aus. Stillstand auf hohem Niveau, wenn man so will. Denn natürlich spielen Green Day erneut alle ihre Talente aus. Straighter Hochgeschwindigkeitspunk ("Murder City") wechselt sich mit eingängigem Power-Pop ("Last Of The American Girls") ab. Und dazwischen finden auch große, fast schon ein wenig schmalzige Piano-Balladen ("Last Night On Earth") Platz. Richtig interessant wird es aber, wenn an einigen Stellen konventionelle Songstrukturen aufgebrochen werden. Und Green Day in die Extreme gehen. Ganz klarer Höhepunkt diesbezüglich: der Titelsong.

Aus langsam verklingenden Keyboard-Akkorden schält sich zunächst ein melodiöser Midtempo-College-Rocker samt "Uh-Uh"-Chören, der dann in einen euphorisch-galoppierenden Punksong umschlägt, um dann mit fast schon Queen-mäßigen Gitarrensoli zu enden - alles in allem: eine kleine Punk-Sinfonie. Aber überraschende Momente wie diesen hält das Album leider nur wenige bereit. Und so bleibt vor allem die Frage spannend, wie Green Day nach "21st Century Breakdown" weitermachen werden. Denn die Devise größer, schneller, extremer wird nur hier noch einmal durchgehen.